Smart Phones for Dumb People?
Manchmal, ja manchmal frage ich mich, ob die technische Entwicklung im Smartphone-Bereich nicht gegebenenfalls die Benutzer angehängt hat. Das ist keine rhetorische, sondern eine ironische Frage… die von den immer und immer wiederkehrenden Diskussionen um verschiedene mobile Plattformen angefeuert wird.
Manchmal habe ich das Gefühl, die trügerische Sicherheit der medialen Werbung fährt den gesunden Menschenverstand und jahrelange Gewohnheiten einfach herunter. Das geht los damit, dass die Diskussion rund um die Cloud-Basierung von Windows Phone einfach nicht abreißen will. Nun mag ich – mit Mühe – noch akzeptieren, dass in den ersten Wochen nach dem Marktstart im Oktober 2010 noch nicht so viele Informationen zu bekommen waren, dass man dies hätte herausfinden können. Die Verkäufer in den Netzbetreiber-Shops sind sowieso in den meisten Fällen technisch eher überfordert und geben in der Konsequenz nicht wirklich verlässliche Auskünfte.
Nach fast anderthalb Jahren aber geben bing und Google mehr Fundstellen zu diesem Thema her als zu manchem anderen. Wer sich nur ein kleines bisschen mit der Thematik beschäftigt, der kommt gar nicht umhin, der Tatsache ins Auge zu schauen: Einen lokalen Sync eines Windows Phones mit Outlook gibt es nicht.
Das muss man nicht verstehen oder gutheißen, aber es macht auch keinen Sinn, dies wieder und wieder und wieder und wieder anzuprangern. Strategische Entscheidung, die der Endkunde mit Nichtachtung der Plattform bestrafen kann. Wobei… so rechte Alternativen finden sich ja eigentlich auch nicht? iOS lässt zwar einen lokalen Sync mit Outlook zu, hat die iPhones aber so weit unter der virtuellen Knute, dass die Befürchtung des Datenmissbrauchs mindestens so hoch ist. Auch Android erlaubt Kernfunktionalitäten nicht ohne die Nutzung eines Google-Kontos.
Weiter geht es dann mit der Klage, dass man sich ja voll und ganz an Microsoft bindet, weil ja nur Software aus dem Marketplace und damit vollkommen überteuert installierbar ist. Gepaart mit dem Argument, dass ja „früher alles billiger war“. Kleine Anmerkung dazu: Wer bereits Windows Mobile – mit seiner freien Softwareplattform – benutzt hat, der wird schnell bemerken, dass das allgemeine Preisniveau im Marketplace signifikant geringer „als früher“ ist. Und einmal mehr: Apple mit dem AppStore, Android mit dem Android Market, auch die anderen Plattformen nutzen diese Art der zentralen Softwareverteilung. Sicherlich nicht uneigennützig und durch die Provisionen mit verdienend, der Vorteil für den Anwender aber liegt doch auf der Hand: Immer und überall die Apps herunterladen zu können die er gerade braucht. Auch wenn er vor dem Verlassen des Hauses mit dem PC noch gar nicht wusste, dass er sie gleich braucht.
Auch hier wieder stellt sich mir die Frage: Informiert sich eigentlich noch irgendjemand darüber, was er kauft? Hechelt ein Großteil der Käufer wie die Lemminge hinter den Werbekampagnen der einzelnen Firmen und dem Coolness-Faktor eines Gerätes hinterher, ohne auch nur halbwegs ernsthaft zu ergründen, was sich dahinter verbirgt, wie man es ganz persönlich nutzen kann und welche Einschränkungen zum persönlichen Nutzungsverhalten existieren? Das wiederum wäre ein weiterer Beweis der Oberflächlichkeit, an der diese Gesellschaft sowieso schon krankt: Der Schein ist wichtiger als das Sein
Stellt man dann fest, dass diese Oberflächlichkeit nicht gerade günstig war, dann sind wieder die anderen Schuld, allen voran natürlich Microsoft. Unverschämt, dreist, dämlich, was man dann so in der täglichen Arbeit in den Foren um die Ohren gehauen bekommt.
Haaaallooooo! Windows Phone ist nicht Windows Mobile 7.0, sondern etwas ganz anderes. Beschwert Ihr Euch auch, wenn die Winterreifen des alten Audi A3 nicht auf den gerade georderten A5 passen? Auch hier wäre vielleicht mal Fragen angesagt, und nicht stumpfsinniges Voraussetzen, dass die Realität sich so biegen lässt, wie man es sich wünscht?
Ich bleibe dabei: Offensichtlich hat hier die Technik den Anwender abgehängt. Mehr Kommunikation tut Not, aber in diesem Fall besonders auf Seiten der Anwender, die Erwartungshaltung und die mobilen Plattformen, die diese am ehesten bieten, viel feiner abwägen sollten.
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Freitag, 17. Februar 2012 um 00:00 und eingeordnet unter Blog , Spitze Zunge .