Cinemaxx und The Avengers
Kino… idealisierter Ort phantasiereicher Erfahrungen unserer Kindheit. Aber heute? Braucht man „Kino“ noch? Unser 3D-Fernseher, der Beamer mit 1,45m-Leinwand im Keller, die Kosten eines Kinobesuchs gerechnet gegen den Preis einer blu-Ray (die man dazu noch mehrfach ansehen kann)?
Das Cinemaxx Krefeld und der Kinostart von „The Avengers“ waren willkommener Anlass eines Praxistests…
Das Kino:
Das Cinemaxx Krefeld hat - wie scheinbar viele Kinos der Kette – in den vergangenen Monaten einige Renovierungsarbeiten gestartet, dabei die ewig eklig-klebrigen Teppiche entfernt und die Zahl der Sitzreihen verringert, was zu mehr Beinfreiheit führt. Hätte man dabei noch die Zahl der Sessel pro Reihe angeglichen, dann würde ich als semi-schmales Hemd nicht mit meinem mir unbekannten Nachbarn kuscheln… Sesselfaktor zuhause deutlich angenehmer. Gestern Abend war es noch ein wenig heftiger: die beiden Nachbarn links boten sich eine Nachos-Schlacht… und ich saß da mit meinem Eisbecher. Inkompatibler geht es kaum… J
Und bitte: Wer auch immer diese neumodisch Unsitte der Pause mitten im Film ersonnen hat: Er möge mit Popcorn gesteinigt werden. Schlimmer kann man das Eintauchen in die erzeugte virtuelle Umgebung nicht unterbrechen als mit aufblendender Saalbeleuchtung und einem 10-Minuten-Countdown auf der Leinwand… L
3D Bild in Polarisation auf einer großen Leinwand ist ohne Frage besser und eindrucksvoller als via Shutterbrille an einem 45 Zoll Sony-Fernseher, vor allem vollkommen Ghosting- und Crosstalk-frei. Allerdings ist „The Avengers“ nun auch nicht der Paradefilm für 3D (und kein Vergleich zu „Avatar“).
In der Summe aber: Für Filme, bei denen die große Leinwand einen Unterschied macht, gibt es für mich keine Alternative zum Kino. Auch wenn die Kosten mittlerweile heftig sind: 2 x 14 Euro für die Karte, EUR 1,- Vorverkauf (um Plätze sicher zu haben), EUR 3,- Ausfahrt aus dem Parkhaus plus 50 Cent Nachzahlung (siehe unten(*)) macht 32,50 für zwei Personen ohne Getränke und andere Verpflegung. Keine Frage, auch für die Kinos sind die Kosten gestiegen, und der Preis damit immer noch vertretbar.
(*) Keine Ahnung, wie das in anderen Cinemaxxen ist, aber in Krefeld ist ein Parkhaus angeschlossen, in dem man bei Vorlage des Kintotickets für EUR 3,- pro Film parken kann. An der Einfahrt steht noch ein großes Schild „Achtung Kinobesucher: Bei Filmen mit Überlänge müssen Sie nach 4,5 Stunden nachlösen“. Kein Ding, vor der Ausfahrt um 23:30 Uhr noch mal kontrolliert, dass die Parkzeit geringer als viereinhalb Stunden war… und an der Ausfahrt mit dem freundlichen Kommentar „Bitte nachlösen“ an der Schranke aufgehalten worden.
Unfreundlicher Kommentar des kurz nach dem zweiten Weltkrieg verrenteten Schrankenwärters dazu: „Ist nach 23 Uhr!!!“ Err… was? :-(
Der Film:
Vorsicht: Enthält Spoiler!
Ich bin ein erklärter Fan von Iron Man und einigen anderen Marvel-Verfilmungen, und meine Erwartungshaltung war entsprechend hoch. Und in der Summe ist sie durchaus erfüllt worden.
Ein nicht geringer Teil des Filmes widmet sich der Charakter-Studie der einzelnen Helden, und dabei nimmt Tonry Stark aka Iron Man einen großen Teil ein. Gut so. Die schlabberige Arroganz, die ich auch in den Iron Man-Filmen so liebe, führt zu Lachsalven!
Hawkeye, Black Widow, Thor bleiben relativ blass, Captain America wird aus vom Ende seines eigenen Filmes (wo man ihn Jahrzehnte verschlafen ließ, um ihn in die Neuzeit zu holen) abgeholt, und nach ungefähr einer Stunde treffen die unterschiedlichen Egos der Avengers aufeinander. Auch hier wieder: Ein Spruch jagt den anderen, Stark provoziert alle (unter anderem Dr. Banner, der mit Mühe den Hulk in sich beherrschen kann), und der erste gemeinsame Einsatz (Thors Halbbruder Loki hat den Tessaract, die außerirdische Energiequelle, die am Ende von „Captain America“ versenkt wurde, gestohlen und will ein Tor zu einer Invasorenarmee öffnen) geht mächtig schief.
Alles scheint verloren, Loki mit dem Tessaract entkommen, und der Film entschleunigt sonderbar. Ich habe mich zwischenzeitlich gefragt, ob man die Auflösung auf einen zweiten Teil verschieben wollte… Dann aber geht es so richtig los: Die Avengers kombinieren ihre Fähigkeiten, selbst der sonst so ungerichtet aggressive Hulk reiht sich ein, und ein Actionfeuerwerk, das aus einer Mischung aus Independance Day und Transformers gebaut ist, geht los. Hirn ausschalten, zurücklehnen, genießen.
Wer ausgeklügelte Handlung sucht, tiefgehenden Anspruch oder intellektuelle Stimulanz, der ist hier im falschen Film, im wahrsten Sinne des Wortes. Wer auf augenzwinkerndes Actionkino steht, der kommt an „The Avengers“ nicht vorbei.
Meine Highlights:
Iron Man, der Hawkeye (Fähigkeit: Falkenauge und damit auf höchste Entfernung treffsicher mit dem Bogen) auf ein Hochhaus fliegen soll, zu diesem: „Halt Dich fest, Legolas!“
Hulk, der im Vorfeld eine etwas längere körperliche Auseinandersetzung mit Thor hatte, in der eine komplette Flugzeugträgerebene und ein Götterhammer eine nicht unerhebliche Rolle spielten, kämpft im Finale kontrolliert mit den Avengers und gegen die Aliens. Hulk und Thor landen neben einander auf einer Plattform, schauen sich – wie erfolgreiche Kampfgefährten dies tun – zunickend an…. Und Hulk fährt blitzschnell seine Faust aus und boxt Thor von der Plattform… um dann schelmisch zu grinsen.
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Freitag, 27. April 2012 um 13:00 und eingeordnet unter Blog , Multimedia , Spitze Zunge .