Google und die WLANs
Ich bin wirklich kein Freund von Google, zu sehr nutzt der Suchmaschinenriese sein Quasi-Monopol aus, um Märkte zu steuern und eigene Vorteile zu erzielen. Ich bin nicht weltfremd, und dass ein Unternehmen ein solches Mammutkonstrukt wie eine Suchmaschine nicht aus reiner Menschenliebe unterhält, ist klar. Die gezielte Bevorzugung von Werbekunden in den Suchergebnissen allerdings verfälscht einfach den Anspruch, die besten Ergebnisse für den Suchenden zu produzieren.
Auch die kontinuierliche Informationssammlung, die quasi unsichtbare Identifikation des Surfenden bei Chrome, die Bindung an die eigenen Online-Services bei Android, viele Punkte, die kritikfähig sind. Und dann wäre da noch StreetView.
Nun kann man sich trefflich darüber streiten, ob das Filmen von Gebäuden ein Eingriff in die Privatsphäre ist: Ich könnte auch daran vorbeispazieren und Bilder machen bzw. mir die Umgegend anschauen... auch wenn ich nicht 2,9 Meter groß bin, ich würde vergleichbare Informationen bekommen. Auch das Argument, damit würde die Planung von Einbrüchen vereinfacht, finde ich eher wenig passend: Von Google Maps und Google Earth über Bing Maps, die diversen Satelliten-DVDs und Rasterkarten, die man ganz offiziell beziehen kann, das Umfeld eines Grundstücks kann ich auch so herausfinden. Aber gut: Vielleicht muss man dann alle Online-Services in einen Topf werfen.
Definitives Unverständnis bringe ich aber der momentanen Diskussion um die Erfassung der WLANs entgegen, die Google im Zusammenhang mit den Erfassungsfahrten für StreetView durchführt. Vor allem deshalb, weil die Politik es einmal mehr versteht, ein Thema aus reiner Unkenntnis und vermeintlich populistischen Motiven zu zerreden: Der Bundesdatenschutzbeauftragte schaart (man verzeihe mir den Wortwitz) mit den Hufen, Politiker aller Couleur pumpen sich auf, aber was ist wirklich das "Datenschutzproblem"?
Die einen meinen, damit würde dem Schwarzsurfen Tür und Tor geöffnet. Häh?! Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, kann ich schon heute mittels eines Smartphones mit WLAN-Sender schnell herausfinden, wo ein freies WLAN in der Umgegend ist. Wardriver machen das mit Notebooks ganz "offiziell" schon seit Jahren. Wer bitte sucht sich denn erst per Internet ein freies WLAN und fährt dann dahin? Mal ganz abgesehen davon: Kein Mitleid mit demjenigen, der plötzlich unerwünschte Besucher in seinem Netz hat: Das OLG Düsseldorf hat zweifelsfrei festgehalten, dass Verschlüsselung Pflicht ist. Da kann sich niemand rausreden, er habe das nicht gewusst: Wer in ein Auto steigt und keinen Führerschein hat, der kommt auch nicht durch mit dem Argument, er habe nichts von der Führerscheinpflicht gewusst.
Hinterfragen wir doch mal den Hintergrund der Speicherung: Will Google eine Datenbank für Wardriver aufbauen? Keineswegs: die WLAN-Daten werden gar nicht öffentlich gemacht, sondern dienen nur intern einem Zweck: Der Bestimmung der eigenene Position ohne GPS. Aus der Stärke der empfangenen WLANs und Mobilfunkzellen kann schon heute die Position fast so genau bestimmt werden, als würde ein GPS genutzt. Da machen sich aber auch genau diese Kritiker keine Gedanken drüber, wenn Sie begeistert Orientierung finden, auch wenn ihr Gerät kein GPS hat. Frei nach dem Motto: "Strom kommt aus der Steckdose!".
Meine Bitte also, lieben Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer: Erst informieren, dann denken, und erst dann reden!
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Montag, 26. April 2010 um 18:32 und eingeordnet unter Blog , Multimedia , Spitze Zunge .