Nokia Night of the Proms 2009 Oberhausen

Ich gebe zu, dass ich extrem gespannt war. Zwei gute Freunde von mir sind NOTP-Veteranen und bereits viele Male dort gewesen (2009 jährt sich der deutsche Teil der Tour zum 15. Mal). Ausschlaggebend für mich war die Tatsache, dass dieses Jahr Roxette Headliner waren, in den ersten öffentlichen Konzerten nach der Erkrankung der Sängerin. Mein Musikgeschmack, der eher der heftigeren Sorte zuzuordnen ist (die bEva klassifiziert ihn gerne als „Lärm“) sorgte bei dem einen oder anderen für ungläubiges Staunen: „Klassik?! DU?!?!“. Hey, ich bin flexibel... :-D

So kamen wir dann an der König-Pilsener-ARENA an, glücklicherweise dank einem Rest Ortskenntnis schnell aus dem Parkplatzstau hinaus auf einen optimalen Parkplatz, und waren pünktlich mit Luft da. Die ersten Stücke des klassischen Orchesterteils Il Novecento mit Unterstützung des Chors Fine Fleur waren Klassik pur, allerdings in einer Klangqualität, die bemerkenswert war: Sehr sauber, die Instrumente klar trennbar, und in einer Lautstärke, die nur als absolut angenehm zu bezeichnen ist. Eine Setlist gibt es am Ende dieses Beitrags nach dem Klick auf „Weiter“ (ich will niemandem die Spannung verderben), darum hier nur allgemeine Anmerkungen:

Die größte positive Überraschung: Christina Stürmer. Ich habe viele Live-Konzerte unterschiedlicher Musikrichtungen gesehen, von Newcomern mit nur begrenzter Bühnenerfahrung bis hin zu gestandenen Haudegen, aber selten bin ich so überrascht worden. Trotz ihrer wenigen Lenze hat die Frau eine Bühnenpräsenz, die gigantisch ist. Gestik, Mimik, Stimme, alles in allem absolut klasse. Und ich schäme mich nicht, dass ich zwischendrin tatsächlich Gänsehaut auf dem Rücken und Tränen an der Unterkante hatte...

Auch Heaven 17, die Anfang der 80er mit Temptation und Let me go veritable Hits in Deutschland hatten, danach aber eher nicht mehr in Erscheinung traten, waren eine positive Überraschung: Als erklärter Fish-Fan habe ich öfter erlitten, wie die Stimme „im Alter“ nachlassen kann, hohe Töne zur Qual (für Interpreten und Zuhörer) werden können, aber Sänger Glenn Gregory beweist, dass dies nicht zwangsweise so sein muss. Okay... nicht unbedingt meine Musik, in der Kombination mit dem Orchester aber wirklich nett.

Alan Parsons ist ein „alter Bekannter“ bei der NOTP, ein wenig aus der Form gegangen (jajaja! Ich auch...), stimmlich nicht mehr ganz auf der Höhe, dafür mit Unterstützung eines zweiten Sängers gut abgefedert. Der Auftritt hat mich zumindest dazu gebracht, meine „Eye in the Sky“-CD wieder aus dem CD-Regal zu entstauben.

Manchmal sind es die kleinen, dem Mainstream-Publikum eher unbekannten Interpreten, die die grösste Überraschung sind: Die Katona Twins sind – wie der Name schon sagt – Zwillinge, die klassische Gitarre spielen und dafür mit Preisen überhäuft wurden. In jungen Jahren selbst mit zwei Jahren Ausbildung an diesem Instrument versehen habe ich durchaus Respekt für Spielgeschwindigkeit und Virtuosität, auch wenn das erste Stück nicht meinem Geschmack entsprach. Dann allerdings kamen so einige Rock-Hits mitten hinein, und das war mehr als bemerkenswert... Nirvana´s „Smells like Teen Spirit“ mit Orchester und klassischer Gitarre muss man einfach gehört haben!

John Miles, „Musical Director“ der NOTP seit vielen Jahren und unvergessen für seinen Hit „Music“ (der inoffiziellen Hymne der NOTP) steht für sich selbst. Für seinen Facettenreichtum (siehe Setlist) der Stücke und vor allem die Sau, die er zwischendrin an der Gitarre rausgelassen hat: Respekt! Tja, und dann der „Hauptact“ des Abends: Roxette. Erschreckend, wie alt beide geworden sind (ein Blick in den Spiegel hat mich dann überzeugt, dass die Zeit nun mal nicht stehen bleibt). Faszinierend, wie die ersten Töne eine Halle zum Rasen bringen. Sitzplätze? Wofür?!

Textpatzer von Marie, das teilweise ein wenig schwammige Klangbild (weil eben die gesamte Band dabei war), schnurzegal: Roxette is back! Meine Erwartungshaltung war eher neutral, im Sinne von „mal gesehen haben“. Drei Stunden Nettospielzeit (plus eine halbe Stunde Pause) später kann ich kein besseres Fazit ziehen als: 28.11.2010, Oberhausen König-Pilsener-ARENA, Block 2, Reihe N, Plätze 7 und 8. Gebucht!

Vorsicht: Setlist-Spoiler!

Il Novecento  Also sprach Zarathustra - Nox Argentea  2009 

Il Novecento  Allegro con spirito (Haydn)  1795 

Katona Twins  Scarlatti´s Metamorphosis  1721 

Christina Stürmer  Ich lebe  2003 

Christina Stürmer  Mama (Ana Ahabak)  2005 

Il Novecento  Blumenwalzer (Tschaikowski)  1892 

Heaven 17  Let me go  1982 

Heaven 17  Come live with me  1983 

Heaven 17  Temptation  1983 

Il Novecento  Schwedische Rhapsodie Nr.1 op.19 (Alvén)  1903 

Roxette  Wish I could fly  1999 

Il Novecento  Ouvertüre Dichter und Bauer (von Suppé)  1936 

Alan Parsons  Sirus / Eye in the sky  1982 

Alan Parsons  Silence and I  1982 

Alan Parsons  Games people play  1981 

Pause       

Il Novecento  Le carnaval romain (Berlioz)  1843 

Katona Twins  Sweet bad black or white spirit Medley  1985 

Il Novecento & Katona Twins  Die diebische Elster 2009  1817 

Katona Twins & John Miles  Stairway to heaven  1971 

Christina Stürmer  Engel fliegen einsam  2005 

Il Novecento  Advent Rising Suite (Tallarico)  2005 

John Miles  If I could  1993 

Il Novecento  Bolero (Ravel)  1928 

Roxette  The look  1989 

Roxette  It must have been love  1990 

Roxette  Joyride  1991 

Roxette  Listen to your heart  1989 

Il Novecento  Land of hope and glory  1907 

John Miles  Music  1976 

Il Novecento  Music reprise  1976

Dieser Beitrag wurde geschrieben von am Mittwoch, 2. Dezember 2009 um 00:07 und eingeordnet unter Blog , Multimedia .

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.