Diese Verlogenheit ...
... widert mich an. Nein, dies ist kein politisches Blog, aber so ab und an sei mir die eine oder andere Äusserung gestattet.
Was in der vergangenen Wochen durch die Presse geht, ist unsäglich: Jeder, wirklich jeder, der sich mitteilungsbedüftig wähnt (also: jeder, wirklich, jeder) muss sich zum Thema "China, Tibet, Olympische Spiele" äussern. Da wird gemeckert und gehetzt, was das Zeug hält, die olympischen Spiele gehören boykottiert, die Staatschefs haben der Eröffnungsfeier fernzubleiben, und, und, und.
So sachlich richtig die Kritik an China aus meiner Sicht auch ist, ist es nicht jetzt ein wenig spät dafür?
- Will man wirtschaftliche Zusammenarbeit (zum Beispiel einen Transrapid verkaufen, damit er dann kopiert wird), dann kann man China in den Arsch kriechen hofieren.
- China tritt nicht erst seit Wochen Monaten die Menschenrechte mit Füssen, sondern seit Jahren. Ist dies ein Faktor für die Vergabe des Austragungsorts für Olympische Spiele, dann kann der Verantwortliche im IOC damals nur Amerikaner gewesen sein: Die sind in ihren historischen Kenntnissen meistens Jahrzehnte zurück.
- Die Olympischen Spiele erst zu planen, und dann kurz vorher so in Misskredit zu bringen, ist der Gipfel der Unfairness gegenüber den Sportlern, die sich Jahre darauf vorbereiten und nichts für die Wahl des Austragungsortes, die politische Situation und das Gastgeberland können.
Den Gipfel der Dummheit habe ich gestern in einem Kommentar der Tagesschau gehört: "Kritiker werfen China Unehrlichkeit vor." Hallo!? Wir reden von einem Land, das Demonstranten offen verprügelt und Dissidenten schon mal prophylaktisch medienwirksam in Haft nimmt, wie viel ehrlichen kann man denn noch sein?!
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Donnerstag, 10. April 2008 um 08:53 und eingeordnet unter Blog , Spitze Zunge .