Unterschiedliche Massstäbe: iPhone und Windows Mobile
In mir gärt es schon ein wenig länger... und der Chat vor einigen Tagen war nur ein Tropfen auf dem heissen Stein:
Wie kann es eigentlich sein, dass der Markt so unterschiedliche Masstäbe an mobile Geräte ansetzt? Es gibt schier endlose Listen an Kritik an Features, die das iPhone einfach nicht liefert: Von der Akkulaufzeit, den fehlenden Benachrichtigungen über Nachrichten und Anrufe in der "Titelleiste" über freie Vergabe von Klingeltönen, das fehlende A2DP-Profil oder das GPS, für das es keine echte Navigationsanwendung gibt.
Ich gebe gerne zu, dass der Coolness-Faktor des kleinen Schwarzen mit dem Apfel hintendrauf nicht wegzureden ist, die Oberfläche zum Erscheinungszeitpunkt ohne echte Entsprechung auf anderen Plattformen war. Nur: Mittlerweile sind wir auch bei Windows Mobile einen Riesenschritt vorangekommen und haben dank TouchFLO 3D, Glider, Spb Shell und anderen Alternativen, die die Fingerbedienbarkeit sicherstellen, gut aussehen und diverse Funktionen konsolidiert zugreifbar machen.
Funktional, und da sind selbst iPhone-Fans schnell mit konkreten Beispielen ausgekontert, ist Windows Mobile schon out of the box überlegen, noch dazu einfacher und vielfältiger erweiterbar. Diese Mängel aber, und da wird´s für mich arg unlogisch, diskutiert man weg:
Akkulaufzeit? "Hält bei mir über den Tag, das reicht doch". Standardkommentar zu Windows Mobile: "Das hält maximal zwei Tage, das ist doch Mist. Mein <setze ein beliebiges Nokia, Sony Ericsson, ..> hält eine Woche!"
Benachrichtigungen: "Naja, kann man doch wunderbar customizen. Da lädt man sich ein Thema runter und spielt ein wenig an den XMLs rum!" Standardkommentar zu Windows Mobile: "Ich will doch nicht noch an den Eingeweiden des Systems rumspielen, das Gerät soll die wichtigen Features sofort haben!"
A2DP: "Das entwickelt schon noch jemand. Und abgesehen davon: Ich hab meinen Kopfhörer eh´immer dabei." Standardkommentar zu Windows Mobile: "Warum haben Geräte Bluetooth für ein Headset, aber kein A2DP? Da hat man wieder am falschen Ende gespart!" (wobei mittlerweile kein neues Gerät mehr ohne A2DP auf den Markt kommt).
Navigation: "Ist doch Google Maps drauf, da sehe ich wo ich bin. Für echte Navigation habe ich ein Navi." Standardkommentar zu Windows Mobile: "HTC legt mittlerweile nicht mal mehr ein Navi dabei!" (richtig, kann man aber zumindest kaufen).
So könnte man noch viele weitere Beispiele bringen. Viele dieser Themen liegen gar nicht mal am iPhone als Hardwareplattform, sondern am restriktiven Umganz von Apple mit der Plattform und der vermeintlichen Gefahr, die durch deren Öffnung ausgeht. A2DP? Da könnte man ja quasi DRM-geschützte Stücke "auslesen". Navigation? Hier kann ich nur mutmassen, warum TomTom nach vollmundiger Ankündigung einer eigenen Navigator-Version für das iPhone nichts mehr davon wissen will... und so weiter, und so fort.
Ich bin beileibe kein kritikloser Anwender von Windows Mobile, aber wir schwillt der sprichwörtliche Kamm, wenn ich diese Ungleichbehandlung sehe: Apple darf sich alles leisten, und es wird als "nicht so schlimm" erachtet, bei Microsoft wird jeder noch so kleine Mangel zum plattformtypischen Problem hochgeredet... wobei dabei gerne vergessen wird, dass Microsoft nur das Basis-System liefert, die OEMs/Carrier dann die Anpassungen auf die Geräte und die Brandings vornehmen, aAplikationen hinzufügen oder sperren etc.
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Mittwoch, 17. Dezember 2008 um 12:48 und eingeordnet unter Blog , Spitze Zunge , Windows Mobile , Windows Phone .