Google lernt von Microsoft: Android und Chrome
Mal ganz ehrlich: Im Moment erinnert es mich an ein Possenspiel: "Google attackiert Microsoft."
Alle brüllen gegen den Riesen aus Redmond. Porprietär sei er, Marktbeherrschung strebe er an, ein Imperium des Bösen sei sein Ziel... und Datenschutz, das sei ja ein Fremdwort, alle Informationen werden gesammelt zum gläsernen, willenlosen Computernutzer. Da kann man sich schonmal zu einer trutzigen Allianz des Widerstands zusammenrotten und undifferenziert moppern und hetzen. Alle ins gleiche Horn und ein jeder lauter als der andere.
Natürlich hält dies niemanden davon ab, sich im Hintergrund einfach mal damit zu beschäftigen, wie man auch am Erfolg partizipieren kann... und gerade bei Google hat man offensichtlich Blut geleckt.
Da wäre zum einen der schnöde Angriff auf Windows Mobile mit Android, der "Open Handset Alliance" von 33 Herstellern. Da geht es nicht um Weltherrschaft, ganz bescheiden lässt Eric Schmidt, CEO von Google, sein Ziel verlauten: "Es geht darum, auf Tausenden verschiedenen Handys präsent zu sein". Ah, ja. Da scheint die Tatsache, dass man mit HTC den Standardhersteller von Windows Mobile-Geräten mit an Bord hat, noch eine Randnotiz zu sein. Aber braucht der Markt ein weiteres, proprietäres Mobil-Betriebssystem? Neben Symbian, dem iPhone OS und Windows Mobile (die ganzen Eigenlösungen mal ausgelassen) hat der Markt sicherlich nicht unbedingt auf ein im Vorfeld schon als wandelndes Sicherheitsrisiko klassifiziertes Betriebssystem gewartet.
Dann gestern der (little) "Big Bang": Ein eigener Browser von Google, Chrome genannt, ist als Testversion verfügbar. Revolutionär ist er: Das Surfen lässt sich anonymisieren (aber nicht vor Google), man benötigt keine extra Suchfunktion mehr (klar, wer Google surft, der auch Google sucht), und schnell ist er auch noch, schliesslich basiert er ebenso auf dem Webkit wie der Apple Safari. Und dank Google Gears, einem eigenen Software-Framework, kann man auf unerwünschte "Drittherstellersoftware" wie Silverlight (Microsoft) und Flash (Adobe) verzichten.
Lest Ihr noch mit? Verzicht auf allgemeine Technologien, hin zu "Services aus einer Hand". Allerdings würde ich da eher sagen "hin zu Servern in einer Hand". Alles liegt sicher bei Google. Und bitte: Google als Weltmarktführer im Search Engine- und Web Advertising-Bereich ist ja genau der verlässliche Partner, dem ich all meine Daten zu meinem Surfverhalten überlassen möchte, gell? Glaubt da irgendjemand noch daran, dass das alles aus reinem Gutmenschtum resultiert? Honi soit qui mal y pense... ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Für mich (ganz persönlich, subjektiv, meine Meinung, und in diesem Land ist die Äusserung derselben noch frei!) sind Android, Chrome und Co. die trojanischen Pferde der kommenden Jahre. Vorsicht ist geboten!
Und um das scheinheilige Microsoft-Bashing noch kurz zu kommentieren: Gerade Google, der Verein, der ein solchen Verwirrspiel rund um das Page Ranking in der hauseigenen Suchmaschine macht, der beschwert sich über den proprietären Ansatz vieler Microsoft-Technologien? Ah ja... :-D
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Mittwoch, 3. September 2008 um 12:27 und eingeordnet unter Blog , Kommunikation , Spitze Zunge .