Harry Potter und das iPhone
Sorry. Ich muss nochmal einhaken. Manchmal habe ich das Gefühl, dass je lauter jemand trommelt, desto weniger sich hinter der Trommel befindet. Wenn das stimmt, dann ist das iPhone eine Luftblase. Konnte man sich schon als unschuldiger Kunde des US-amerikanischen Apple-Stores kaum vor euphorischen Ankündigungen zum iPhone schützen, so übernimmt T-Mobile in Deutschland die Rolle des eingeladenen Spammers (eingeladen deshalb, weil man sich fein datenschutzkonform explizit nochmal anmelden musste. Selbst schuld also).
Aber scheinbar ist es ja ein Zaubergerät: Wie einst die Harry Potters wird es pünktlich ab 0:01 Uhr am 09. November verkauft. Sowohl auf der eigens geschaffenen Webseite als auch bei ausgewählten T-Punkten in ganz Deutschland, quasi "Harry Mobile und die Heiligtümer des iPhones".
Und so sitzt man bebend vor seiner Funkuhr und betrachtet das Schleichen der Zeiger (okay, Segmente der Digitalanzeige, aber das Bild mit den Zeigern ist einfach schöner): 21:58 ... 21:59 ... 22:00 ... [...] ... 23:59 ... 00:00 ... die virtuelle Schlange wird immer länger ... 00:01: Und los!
Nun hätte ich mir werbewirksam vorgestellt, dass die Bestellseite uuuuuuuuunsäglich langsam wäre: "T-Mobile-Seite von iPhone-Bestellungen überflutet", da würde doch jede Zeitung/Newsseite frohlocken (vorsichtshalber hätte ich mir schon mal einen kleinen DoS-Angriff bei einem internen Administrator bauen lassen ... nur, um sicher zu gehen :-D )
Aber nichts war. Sie war einfach nicht... sagen wir mal... funktional. Nicht, dass es T-Mobile nicht geschafft hätte, die Seite pünktlich online zu schalten... Bildlich gesprochen hatten sie einfach zu wenige beziehungsweise löchrige Einkaufswagen bereitgestellt. Stellt es Euch so vor: Ihr steht Mittwoch morgens vor dem Aldi Eurer Wahl. Viertel vor Neun habt Ihr schon den Einkaufswagen gesichert und stürmt pünktlich zur Ladenöffnung hinein. Der Stapel der Wunschware ist meterhoch, kein Problem also... Ihr packt sie in den Einkaufswagen, macht Euch auf den Weg zu Kasse... mittendrin schaut Ihr in Euren Einkaufswagen und.... er ist leer. Wieder zurück, ein Paket eingepackt, zur Kasse... plötzlich ist die Kassiererin weg, und kurz danach der Einkaufswagen in nichts aufgelöst: Ihr steht wieder im Laden am Eingang mit leerem Einkaufswagen. Ich hab´ ja wirklich zwischendrin überlegt, ob da nicht irgendwo benannter Zauberschüler sitzt und dauernd ruft "Accio iPhone!!!" :-D
Nach sage und schreibe 17 Minuten und diversen http-Fehlern dann doch noch der Erfolg:
Innerhalb dieser 17 Minuten hatten es der Bestellnummer nach zumindest knapp über 40 Leute geschafft, ungesehen zur Kasse zu apparieren oder Harry kurzzeitig mit dem Cruciatus-Fluch ausser Gefecht zu setzen.
Merke:
Versucht man ein dringendes Problem zu lösen, seinen T-Mobile, T-Online-, DSL- oder VoIP-Anschluss umzumelden, zu aktivieren, funktional zu kriegen, dann laufen die Uhren des Konzerns in Magenta anders als alle anderen. Kann man ein werbewirksames Happening daraus veranstalten, dann ist Pünktlichkeit auf die Sekunde plötzlich höchste Online-Pflicht.
Ich beantrage für die Fortsetzung von "Täglich grüsst das Murmeltier" dringend eine Beteiligung von T-Mobile. Mehr Situationskomik als plötzlich disapparierende iPhones kann auch Bill Murray nicht leisten
Und ich diappariere jetzt auch. Ins Bett. Wenn auch nicht email-bestätigt, so doch mit dem Bewusstsein, einen würdigen Testgegner für dem XDA Star zu haben... und der bitteren Selbsterkenntnis, dass Selbstbeherrschung immer nur solange hält, wie man einen Kauf eh noch nicht tätigen kann...
Dieser Beitrag wurde geschrieben von Andreas Erle am Freitag, 9. November 2007 um 00:55 und eingeordnet unter Blog , Kommunikation , Spitze Zunge .