Samsung SGH-i780

Geschrieben von Andreas Erle (21.02.2008 00:00 CET)

Ich habe es, aber ich weiss noch nicht so genau, was ich habe. Das klingt unlogisch? Ist es auch irgendwie. Nachdem ich gerade zum richtigen Zeitpunkt bei handit in die Neuerscheinungen geschaut hatte und die Lieferbarkeit des SGH-i780 bemerkte, war die Bestellung schnell erledigt. Im Vorfeld konnte man viel über die Leistungsdaten lesen, über die zertifizierte Outdoor-Fähigkeit, das GPS, etc., nun ist das Gerät (zumindest in geringen Stückzahlen) auf dem Markt, aber selbst die Samsung-Seite schweigt sich aus...

Nominell ist das SGH-i780 ein hochinteressantes Gerät: Integriertes GPS, Triband-Telefon, GPRS/UMTS/HSDPA, eine integrierte Tastatur, die Auflösung von 320x320 (in Windows Mobile 6 eigentlich für Palm implementiert, aber dort nicht genutzt) und ein Touchpad, das wie bei einem Notebook die Steuerung mit dem Daumen erlaubt.
Das Ganze in einem schicken Design, mit einer hemdtaschentauglichen Größe, kurz: das perfekte Messaging Phone.
Der erste Eindruck nach dem Auspacken und Einschalten: Schick! Ein scharfes Display, das auch in prallem Sonnenlicht gut lesbar ist, das Design (wenn auch aus reinem Plastik) edel und durchdacht,. Die Ausmaße angenehm klein, trotzdem aber bedienbar.
Ein wenig mulmig wurde mir, als ich das externe Akku-Ladegerät und den zweiten Akku im Karton fand, von denen bisher nichts zu lesen stand. Bei einem der ersten Samsung-Geräte mit Windows Mobile damals war das das Zugeständnis, dass Samsung an die grottenschlechte Akkulebensdauer machte. Keine Sorge: Beim SGH-i780 ist das ein gerne genommenes Ausstattungsmerkmal, aber keine Notwendigkeit. Der Akku hält im Normalbetrieb (mit Dauer-Datenverbindung zu meinem Exchange-Server per GPRS/UMTS/HSDPA, häufigem Einsatz als PDA und moderatem Telefonieren zwischen einem und anderthalb Tagen, ein Wert, der im Mittelfeld liegt.

Das SGH-i780 ist kein HTC-Gerät, das merkt man ihm deutlich an. Wer die diversen XDAs und MDAs gewöhnt ist, der erkennt an vielen Kleinigkeiten, die mittlerweile "Standard" scheinen, dass hier ein anderer Hersteller am Werk ist. Der Heute-Bildschirm, mit eigenen Plugins bedacht, sieht anders aus, es fehlt eben das so gewohnte HTC-Plugin. Datenverbindungen werden nicht mit "3G" (für UMTS) und "H" (für HSDPA) angezeigt, sondern mit "3G" und "3G+" , viele Kleinigkeiten, die nur bei dem HTC-gewohnten Anwender ein kurzes Stutzen verursachen. Faktisch aber Dinge die vollkommen unwichtig sind bzw. sich durch Zusatzsoftware "begradigen" lassen.
Unschön auch die Tatsache, dass Samsung einen eigenen Stecker verwendet und nicht den mittlerweile selbst bei Palm angekommenen miniUSB-Stecker!

Ein wenig sonderbar ist allerdings der integrierte GPS-Chip des Geräts. Normalerweise installiere ich mit als erstes den Navigon Mobile Navigator, wenn ein Gerät ein integriertes GPS hat, um ihn registrieren zu können. Beim SGH-i780 startete der aber partout nicht, sondern blieb beim Startbildschirm hängen. Der TomTom Navigator wiederum liess sich installieren und starten, allerdings fand er kein GPS, an keinem der angebotenen Ports, mit keiner Geschwindigkeitseinstellung, genauso der Destinator 7.
Als ich kurz davor war, frustriert einen Hardreset durchzuführen und das Gerät zurückzuschicken fand ich den Test eines Vorseriengeräts bei Arne... inkl. einer Beschreibung des GPS-Einsatzes. In einem kurzen Chat erwähnte er, dass er mit Google Maps getestet hätte. Siehe da: Das funktioniert! Ohne Änderung einer Einstellung (Standard bei Google Maps ist "über Windows einstellen", also die Übernahme der GPS-Einstellungen von Windows) geht bei der Aktivierung des GPS die grüne LED an, die Satelliten werden gesucht, nach kurzer Zeit ist die Position bestimmt, fertig. Ich habe bisher keinerlei Lösung oder Abhilfe gefunden, Google Maps ist die einzige Applikation, die mit dem GPS läuft. Einige US-Testberichte sprechen von einem deaktivierten GPS, wogegen allerdings die Tatsache spricht, dass Google Maps die Position exakt bestimmen kann (und das per Satelliten, nicht per Näherung durch Funkzelle/WLANs).
Jetzt muss ich gestehen: Es stört mich persönlich nicht mal. Im Auto habe ich ein Navi und damit nutze ich die integrierten GPS eigentlich nur im Rahmen von Tests. Wenn ich zu Fuß unterwegs bin und entweder sehen will, wo ich bin, oder den Weg (der fußläufig eh nicht weit sein wird) zu einem Ziel suche, dann reicht mir die Google-Maps-Ortung vollkommen aus, zumal die sehr präzise ist.

Update: Auch mit dem TomTom Navigator lässt sich auf dem SGH-i780 navigieren: allerdings ist dazu eine kleine Zusatzsoftware nötig, die den GPS-Port aufsplittet und ihn dem TomTom Navigator zur Verfügung stellt. In GPSGate müssen als eingehender Port COM2: und 4800 baud eingestellt werden, als ausgehender Port beispielsweise COM6: (der ist noch nicht belegt). Nach einem Neustart kann dann im TTN COM6: als GPS-Port bei "Andere NMEA-Empfänger" aktiviert werden.

Kommen wir zu den weiteren Besonderheiten des SGH-i780: Samsung hat sich ganz eindeutig auf die Fahne geschrieben, auch den mobile mailenden Anwender zufrieden zustellen, und das gelingt nicht schlecht: Trotz der im Vergleich beispielsweise zum Motorola Q9h recht geringen Breite des Geräts (und damit der Tastatur) kann diese nach kurzer Gewöhnung per Daumen sehr schnell und sicher bedient werden, das Mailen und Chatten unterwegs wird so effektiv und komfortabel.
Hinzu kommt das Touchpad, an dem sich sicherlich die Geister scheiden werden: Der iPAQ hx4700 und der O2 XDA Orbit hatten schon den Versuch unternommen, einem Windows Mobile-Gerät quasi Mausfunktionalität beizubringen, und das SGH-i780 setzt diese Tendenzen fort. Statt eines Steuerkreuzes hat das SGH-i780 eine Fläche, die mit dem Daumen überstrichen diese Bewegungen an das Gerät weitergibt. Alternativ kann dies zur Bewegung eines Mauszeigers verwendet werden oder aber das hoch/runter/links/rechts eines Steuerkreuzes simuliert werden. Nach einer Woche Dauerbenutzung hat sich für mich die Mausbedienung durchgesetzt. Auch wenn diese nicht ohne Fehl und Tadel ist (es fehlt mir eine Möglichkeit, ein Objekt zu markieren, ohne es zu öffnen, beispielsweise im Posteingang), sie macht as SGH-i780 wirklich einhandbedienbar.

Das Display des SGH-i780 ist ein Thema, das man unmöglich objektiv abhandeln kann. Ich habe selten so viele unterschiedliche Meinungen gelesen wie bei diesem Gerät. Darum hier meine subjektive Sicht:
Auf den ersten Blick sieht man dem Display des SGH-i780 nicht an, dass es eine höhere Auflösung als andere Geräte hat. Es ist quadratisch, und es zeigt weniger Informationen an, als ein "normales" PDA-Display. Wie bei den VGA-Displays liegt das daran, dass die Oberfläche von Windows Mobile nicht speziell auf eine andere als die Standardauflösung angepasst wird. Verwendet man aber eine Anwendung, die die Verkleinerung der Ansicht erlaubt (so z.B. der vorinstallierte Opera-Browser, Word Mobile, etc.), dann wird man schnell dankbar die zusätzlichen 80 Pixel Breite bemerken und nutzen (320*320 statt 320*240).
Diese quasi exotische Auflösung wurde eigentlich für Palm in Windows Mobile integriert, denn deren Geräte mit Palm-OS nutzen sie seit Jahren als Standard. Die Windows-Mobile Modelle (wie der Treo 750) allerdings nutzen sie nicht. So schön es nun auch ist, mit dem SGH-i780 das erste Gerät in Händen zu halten, das damit ausgestattet ist, ganz ohne Nachteile ist das auch nicht: Viele Programme sind nicht in der Lage, damit vernünftig umzugehen und stellen den Bildschirminhalt unverändert in 320*240 dar, was einen ungenutzten Bereich übrig lässt. Andere Programme (wie der Destinator 7) erkennen ein quadratisches Display, zoomen aber eine 240*240-Darstellung auf die vorhandene Auflösung und sehen damit arg pixelig aus, und andere wiederum strecken das Bild in der Breite.

Die meisten Programme laufen, aber wenige nutzen die höhere Auflösung effektiv aus (dazu allerdings gehört der TomTom Navigator!).
In der mittleren Helligkeitseinstellung ist das Display in allen Beleuchtungssituationen gut lesbar, die hellste Einstellung ist sogar schon fast zu grell. Auch im gleißenden Sonnenlicht kann der Bildschirm noch verwendet werden, allerdings muss man sehr genau auf den richtigen Blickwinkel achten, denn die Displayscheibe reflektiert das Licht recht stark.

Was mir nicht so ganz in den Kopf will: Samsung hat ein "hartes" Display verbaut, wie HTC es für die Touch-Serie verwendet hat, auf Grund seiner Eigenschaften optimal für die Fingerbedienung. Allerdings wird genau diese nicht explizit unterstützt (z.B. durch etwas Vergleichbares zum HTC TouchFLO). Meni Tipp: Spb Pocket Plus in der aktuellen Version installieren, denn das fügt eine ähnliche Funktionalität hinzu.