XDA Neo/QTek S200
Geschrieben von Andreas Erle (06.06.2006 00:00 CET)
Die steigende Zahl der Pocket PCs mit integriertem Telefon zeigt sehr deutlich, dass der Bedarf an integrierten Geräten stetig steigt. Immer mehr Benutzer wollen nicht mehr Pocket PC und Telefon parallel mitnehmen sondern ein Gerät für alle Anwendungen.
Mit dem HTC Prophet, in Deutschland u.a. als Qtek S200 und XDA Neo vertrieben, ist jetzt ein weiteres Gerät auf den Markt gekommen, das in diese Kategorie fällt.
Der erste Blick erweckt den Gedanken, man habe einen MDA Compact vor sich, der ein leichtes Facelifting erfahren hat, dieser Eindruck täuscht allerdings. Wie so oft sind es die inneren Werte, die den Unterschied machen.
Der HTC Prophet ist der erste PDA, der in Deutschland mit dem AKU2 von Windows Mobile 5.0 ausgeliefert wird und damit das MSFP (Mail and Security Feature Pack) integriert hat. Dies bedeutet vor allem, dass er die Push-Funktionalität in Verbindung mit einem Exchange Server 2003 mit Service Pack 2 beherrscht, Mails und andere geänderte oder neue Elemente also (wie beim Konkurrenten RIM mit den Blackberries) direkt beim Eintreffen auf dem Server ausgeliefert werden, ohne dass der PDA manuell eine Synchronisation starten muss. Dies spart Datenvolumen und stellt eine rasend schnelle Aktualisierung des Gerätes sicher. Weiterhin sind viele Sicherheitsfeatures hinzugekommen, unter anderem kann das Gerät von einem Administrator remote gelöscht werden, beispielsweise bei Verlust.
Man mag argumentieren, dass dies eher ein Vorteil für den Business- als für den Privatanwender ist, nichts desto Trotz: Vom Betriebssystem her ist es die aktuellste verfügbare Version.
Hinzu kommt, dass mit Wireless LAN eines der meist kritisierten fehlenden Features des MDA Compact endlich auch mit an Bord ist. Leider auf bei diesem Gerät immer noch "nur" 802.11b (11Mbit/s), auch wenn schon 802.11g-Chips für mobile Geräte existieren, aber seien wir fair: für die Anwendungen auf einem PDA, der alleine durch seine limitierten Speicherkapazitäten intern und extern sowieso nicht für umfangreiche Datenübertragungen verwendet wird, ist das eine verschmerzbare Einschränkung.
Die Kombination von beiden führt zu einem massiv überarbeiteten Comm Manager, einem konsolidierten Bildschirm rund um alle Kommunikationsmethoden: das GSM-Modul, der WLAN- und Bluetooth-Sender, die Datenverbindung, ActiveSync und die Push-Funktionalität sind hier per einfachem Klick ein- und ausschaltbar. Vorbei sind die Zeiten, bei denen man durch genau platziertes Klicken auf winzige Symbole oder umständliches Menü-Navigieren an diese Funktionen herankam.
Neu auch (und eine der vielen Kleinigkeiten des AKU2) die Akkuanzeige oben im Display, die zwar deutlich weniger fein als diverse Heute-Plugins ist, aber schnellen Zugriff auf die Stromeinstellungen erlaubt.
Mit seinen 128MB ROM und 64MB RAM und seinem 195MHz OMAP850-Prozessor liegt der HTC Prophet im Durchschnitt der vergleichbaren Geräte, und das selbe gilt für die Performance: Hier und da merkt man, dass die Menünavigation einen Moment stockt, wer aber daraus beispielsweise die Navigationstauglichkeit anzweifelt, der kann beruhigt sein: Auf dem Testgerät laufen sowohl der Destinator 6 als auch der Navigon Mobile Navigator 5.2 reibungslos und ohne ruckeln oder andere Performanceprobleme. Der Grund ist relativ einfach: Durch die geänderte Speicherarchitektur von Windows Mobile 5.0, die Verwendung des ROMs als Kernspeicher dauern manche Zugriffe ein wenig länger, echte Einbussen hat man damit aber nicht, und vor allem ist dies nicht spezifisch für den HTC Prophet.
Das Display des Gerätes ist, wie von den diversen ähnlichen Geräten gewöhnt, hervorragend: Scharf, brillant, sowohl bei hellem Sonnenlicht als auch bei künstlicher Beleuchtung oder Dunkelheit gut lesbar. Ob man nun mit 2.8 Zoll (knapp über 7cm) Bildschirmdiagonale glücklich wird, das ist immer eine subjektive Einschätzung. Es gibt einige Anwender, die dies für zu klein halten (vor allem dann, wenn man das Gerät nicht immer mit einem Stift bedient, sondern auch, wenn es schnell gehen muss, die Finger benutzt). In der Summe aber ist das Verhältnis dieses vermeintlichen Malus zur geringen Größe zumindest für mich deutlich für den Prophet sprechend. Durch die Hardwaretasten, die neben den beiden Schultertasten für das kontextsensitive Menü von Windows Mobile 5.0 verwendet werden, mit "OK" und dem Aufruf des Startmenüs belegt sind, ist das Gerät über weite Strecken mit einer Hand zu bedienen.
Die eingebaute 2 Megapixel Digitalkamera ist leider, wie bei den meisten HTC-Geräten, bestenfalls für Schnappschüsse geeignet. Natürlich kann ein PDA nie ein Ersatz für eine echte Digitalkamera sein, aber Hersteller wie Sony Ericsson zeigen schon seit einiger Zeit, wie gute Bilder auch eine kleine Optik produzieren kann. Davon sind die PDA-Kameras leider immer noch meilenweit entfernt. Nichts desto Trotz eine nutzbare Funktion, kann man doch schnell ein Kontaktfoto schießen, das dann sowohl bei Anrufen als auch bei SMS (!) angezeigt wird.
Besonders beim HTC Prophet noch: die Focuslinse, die von normaler Fotografie auf Macro-Aufnahmen umgestellt werden kann, in dem man einfach nur den äußeren Ring umstellt.
Ein wenig anachronistisch mutet es an, dass im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen PDAs dieser Klasse ein normaler SD-Slot verbaut wurde und kein mini-SD-Slot. Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem, der sich eine Speicherkarte zulegen will, empfehlen, heutzutage mini-SDs zu nehmen, denn diese haben in den meisten Fällen ein Adapter auf SD im Lieferumfang, so dass sie sowohl in mini- als auch in normalen SD-Slots genutzt werden können.
Im Praxisbetrieb kann der HTC Prophet überzeugen: Der 1200mAh-Lithium-Polymer-Akku bringt unter meinen Bedingungen mehr als zwei Arbeitstage Betriebszeit: stehende GPRS-Verbindung, alle 10 Minuten automatischer Sync mit meinem Exchange-Server (auf dem noch kein SP2 ist, darum der Push noch nicht aktiv), Beleuchtung auf 80%, durchschnittlich eine Stunde Telefonie pro Tag plus rege Nutzung der PIM-Funktionen. Wie immer: Ein Vergleich mit einem "normalen" Telefon mit seinen 5 bis 6 Tagen Standby hinkt, denn weder hat dies ein hintergrundbeleuchtetes Display, noch wird es so oft neben der Telefonie genutzt wie ein PDA. Ohne diesen Vergleich zu ziehen, ist der HTC Prophet mehr als alltagstauglich, man kann getrost auch ohne Netzteil für Übernachtung das Haus verlassen, es sei denn, man nutzt exzessiv eine WLAN-Verbindung, die immer eine deutliche Verringerung der Laufzeit zur Folge hat.
Fazit:
Alles in allem hat mich der HTC Prophet ein wenig wider Erwartens überzeugt. Für den Neukäufer ohne Frage auf Grund seines Preises und seiner Ausstattung hochinteressant, fehlten mir doch ein wenig die Neuerungen, die einen Umstieg von einem MDA Compact oder einem MDA Vario/XDA mini S schmackhaft machten. Kein UMTS, kein WLAN 802.11g, kein GPS, das alles Dinge, die ich bei einer neuen Generation von Geräten erwartet hätte. Und trotzdem: Vor allem die Haptik, also die Kombination aus Design und Wertigkeit, haben den Prophet für mich zu einem ständigen Begleiter gemacht und sogar meinen XDA mini S abgelöst. Beim Qtek S200, wie es hier getestet wurde, leistet natürlich der edle, mattschwarze Look sein Übriges.