Siemens S55
Geschrieben von Andreas Erle (01.07.2004 00:00 CET)
Nun ist es soweit: Neben SonyEricsson und Nokia hat mit Siemens auch der nächste große Mobiltelefonhersteller
ein Business-Telefon mit integriertem Bluetooth auf den Markt gebracht. Das Siemens S55 ist das neue Flaggschiff
der Handy-Palette und soll der Konkurrenz mit deren T68i bzw. dem 7650/6310i gehörige Bauchschmerzen verursachen.
Auf den ersten Blick ist das S55 eine konsequente Weiterentwicklung der Modelle der letzten Monate. Klein, handlich
(Abmessungen 101 x 42 x 18 mm (L x B x H)/ Gewicht 85 g), abgerundete Formen, großes Display (im Verhältnis
zur Gerätegröße), integrierte Antenne, etc.
Schaltet man es ein, dann fällt als erstes das Farbdisplay auf. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat man ihm allerdings nur 256 Farben spendiert, was im normalen Betrieb herzlich egal, für Fotos aber schon einschränkend ist. Die Auflösung von 101*80 Pixeln erlaubt die Darstellung von bis zu sieben Zeilen, durch die Einstellbarkeit der Helligkeit in 10 Stufen und des Kontrastes läßt es sich sehr fein auf die Bedürfnisse des Anwenders einstellen. Ohne Hintergrundbeleuchtung ist es kaum lesbar (ein Problem, das man z.B. vom T68i bereits kennt), es hat nicht die refelktiven Eigenschaften eines 7650. Nichts desto Trotz, mit eingeschalteter Hintergrundbeleuchtung ist das Display scharf und klar, wenn auch von den Farben her nicht besonders kräftig.
Die Navigation im (grafischen) Menü wird mittels eines direkt unter dem Display angebrachten Steuerkreuzes ermöglicht, die beiden daneben liegenden Tasten fungieren als Auswahl der im Display dynamisch darüber gelegten Funktionen. Nicht neu, aber bewährt. Das Menü selbst ist, wie bei Siemens mittlerweile Standard, sehr übersichtlich aufgebaut und teilt sich in neun Untermenüs. Auf jede der Zahlentasten läßt sich eine Funktion legen, entweder die Wahl einer Rufnummer oder aber eine der Menüfunktionen. Innerhalb der Menüstrukur läßt sich zusätzlich noch ein "persönliches Menü" anlegen, also eine Liste mit favorisierten Menüpunkten.
Wie die Konkurrenz im Business-Bereich bietet das S55 eine Vielzahl von Datenoptionen. GPRS Multislot Klasse
10 (Codierungsschema 1-4), WAP, SMS, MMS, einen POP3-Email-Client, eine Infrarotschnittstelle, die Möglichkeit,
ein Datenkabel anzuschließen, und endlich eben auch Bluetooth.
Letzteres kann alternativ zu Infrarot angewählt werden, nicht parallel (was allerdings auch wenig Sinn machen
würde). Entweder kann nach Geräten gesucht werden (für Headsets und andere Geräte, die vom
Telefon gesteuert werden) oder aber, wenn das S55 für andere Geräte sichtbar gemacht wurde (ebenfalls
eine Option im BT-Menü) von diesen direkt benutzt werden. Sowohl ein PC bzw. Compaq iPAQ 3970 als auch ein
Notebook mit BT-Dongle konnten problemlos erkannt und gekoppelt werden, der Verbindungsaufbau zum Internet funktionierte
reibeungslos, mit einer Ausnahme: Bis jetzt habe ich es nicht geschafft, eine GPRS-Verbindung zwischen iPAQ 3970
und S55 zu etablieren. Beide Geräte sind gekoppelt, eine Wähl-Datenverbindung funktioniert einwandfrei,
aber trotz sichtbarem BT-Verbindungsaufbau wird die GPRS-Verbindung nicht aufgebaut. Die Settings sind wie bei
allen anderen Telefonen auch vorgenommen, es kann also fast nur etwas spezifisches in den Modem-Settings sein.
Der Bluetooth-Betrieb wird im Display angezeigt (durch das BT-Symbol bei eingeschalteter Funktionalität und
durch das Symbol mit laufenden Wellen bei bestehender Verbindung).
Ebenfalls problemlos: Der Betrieb eines Bluetooth-Headsets, im besonderen mit dem Bluespoon. Gesucht, gekoppelt,
fertig. Und dankbarerweise hat sich Siemens im Gegensatz zu Nokia ganz genau an den Bluetooth-Standard gehalten,
damit ist auch Sprachwahl mit dem S55 und einem BT-Headset einwandfrei möglich.
Was mich immer wieder an den Siemens-Telefonen begeistert, ist die Softwareausstattung, mit der sie ausgeliefert
werden. Es mag sich unterscheiden, aber in meinem Paket waren sowohl das Datenkabel als auch das komplette Softwarepaket
enthalten. So kann man über XTNDConnect einen Abgleich mit Outlook fahren, in dem frei konfigurierbar Adressen,
Termine, Aufgaben und sogar Notizen (was meines Wissens nach eine Premiere ist) synchronisiert oder übertragen
werden. Im Standrd-Windows-Explorer hat man das Dateisystem des Telefons als eigenen Eintrag, kann also bequem
per Drag and Drop Klingeltöne (natürlich polyphon, man kann also Standard-MIDI-Dateien nehmen) und Bilder
transferieren.
Und wem das noch nicht reicht, der geht einfach mit der DataSuite hin und entwirft eigene Bilder oder Klingeltöne,
legt Einstellungen fest, etc.
Auch über den im Telefon integrierten Dateiexplorer kann man das Dateisystem frei angehen, logisch aufgebaut
finden sich dort die JAVA-Applikationen, die Klingeltöne, Bilder für EMS und SMS, etc. Hat man das Telefon
mit einem Betreiberlogo bekommen (Beim Einschalten und Ausschalten erschien z.B. bei mir O2), dann kann man dies
durch formatieren des Dateisystems wegbekommen. Vorsicht aber: Alle Einstellungen wie Datenkonten, alle Klingeltöne,
etc. sind dann weg, können sich aber durch die beiliegende CD wieder installieren lassen.
Einen ganz massiven Nachteil allerdings gibt es zu beklagen: der Speicher ist mit einem knappen MB für ein
solches Telefon absolut zu gering dimensioniert. Nach Synchronisation meiner 190 Kontakte und meiner 57 Notizen
waren gerade mal 90KB frei, was das integrierte Diktiergerät zur Meldung "Nicht genügend Speicher"
animierte. Erst das Löschen von sowieso nicht benötigten EMS- und MMS-Vorlagen schaffte es dann wieder,
diese Funktionalität zu reaktivieren.
Und ich hätte mir schon gewünscht, einen stärkeren als den beiliegenden 700mAh LiION-Akku im Lieferumfang
zu finden, aber man kann eben nicht alles haben.
Dafür liegt dem Paket eine Digitalkamera bei, die als erste Kamera für ein Mobiltelefon einen integrierten
Blitz mitbringt und Bilder in 101*80 oder 640*480 aufnehmen kann. Diese werden dann ins Telefon transferiert und
können dort entweder für MMS verwendet werden, Rufnummern hinterlegt werden (statt des Namens erscheint
dann bei einem Anruf das Bild) oder aber per eMail versandt oder auf den PC transferiert werden. Die Qualität
ist in jedem Fall um Längen besser als die der integrierten Kamera des Panasonic GD-87 oder des Nokia 7650,
aber natürlich alleine auf Grund der Auflösung kein "echter" Ersatz für eine Digitalkamera.
Alles in allem schafft es (für mich) das S55 durchaus, die diversen Anforderungen and Kommunikation, Design,
Größe und Funktionalität zu vereinen und die Schwächen der diversen Konkurrenten auszumerzen.
Das Design wird immer eine Frage des Geschmacks sein, die Funktionalität aber macht das S55 sowohl für
den PDA-Benutzer, der es als "Datenschnittstelle" für emails und Internet und als kleinen Bruder
des PDAs sieht, also auch für den, der es als eigenständigen PDA nutzen will, Sinn.
Preis:
EUR 129,- inkl. Vertrag, ca. EUR 400,- ohne VertragFazit:
Ein Mobiltelefon, das Bluetooth mit allen wichtigen Profilen, ein Farbdisplay und eine verwendbare Kamera mit Blitz und MMS-Fähigkeit kombiniert.