Orange SPV Smartphone Zubehör und Software

Geschrieben von (01.07.2004 00:00 CET)

The Race is on... Es gibt wenige Bereiche, in denen Microsoft noch nicht das Betriebssystem liefert, und eine der letzten Bastionen ist (zumindest im europäischen Ausland) auch schon gefallen: Der Telefonmarkt. Sind die Pocket PC Phone Edition-Geräte (wie der T-Mobile MDA, der ETEN P600 oder der O2 XDA) noch mit Augenzudrücken als Pocket PCs mit Telefonfunktion deutbar, so ist das Betriebssystem Smartphone 2002 der eindeutige Weg, Mobiltelefone auf der Windows-Schiene zu betreiben. Und auch hier findet man neben Microsoft als Hersteller des Betriebssystems wieder altbekannte Namen: Das Flaggschiff der neuen Generation, das Orange SPV, kommt, wie die Compaq/HP iPAQs und der MDA/XDA aus dem Hause HTC.

Dank dem besten Joe der Welt, der die mit Abstand kompetenteste und informativste Seite zum Thema betreibt, hatte ich bereits vorab Gelegenheit, das SPV kurz anzutesten,. Nun ist auch mein eigenes Gerät endlich da:

Schön, dass viele Leute auf den ersten Blick das selbe denken: Wie kann man sich auch noch bei einem Mobiltelefon in die Klauen von Microsoft begeben? Und wenn man dann bei weiterer Betrachtung sieht, dass die Integration eines solchen Mobiltelefons dann reibungsloser klappt als bei allen anderen bisher getesteten Geräten, dann kommt man langsam ins Grübeln.

Aber der Reihe nach: Das Orange SPV ist eines der ersten Mobiltelefone, die mit Microsoft Smartphone 2002 als Betriebssystem ausgestattet sind (im Gegensatz z.B. zu den Nokia und SonyEricsson-Geräten, die mit dem Symbian OS laufen). Der große Vorteil: Im Prinzip verhält sich das Telefon damit nicht anders als ein Pocket PC, und ein Großteil der Anwendungen (Kalender, Kontakte, Email) sieht auch tatsächlich so aus wie auf den großen Brüdern. Wer daran gewöhnt ist, sein Handy mühevoll mit irgendwelchen proprietären Programmen mit dem PC zu synchronisieren und Reibungsverluste beim Abgleich in Kauf zu nehmen, der hat es hier einfacher. Smartphone 2002 ist ein mobiles Microsoft-Betriebssystem und als solches eben auch mit ActiveSync kompatibel. In der Anwendung wird so der PDA in die beiliegende Dockingstation gestellt, von ActiveSync erkannt und synchronisiert das Telefon mit Outlook. Einschränkung: Im Gegensatz zu den Pocket PCs werden die Notizen nicht synchronisiert. Wer wie ich viele Informationen dort ablegt, der wird es vermissen... Ansonsten vermisst man zwar den Stift, wenn man nicht gerade Ex-SMS-Junkie ist und der Daumen bereits auf das Tippen eines Textes mit einer Handy-Tastatur trainiert ist, aber das ist nur eine kurzfristige Sache.
In Deutschland ist das SPV nicht zu bekommen, das liegt daran, dass es für den Mobilfunkbetreiber Orange geblockt ist, der zwar in den meisten europäischen Ländern vertreten ist, in Deutschland aber nicht. Das hier getestete Gerät kommt aus der Schweiz (was sich mit Benutzerführung, Ländereinstellungen, etc. aber als vollkommen unproblematisch gestaltet).
Es ist, wie so viele Mobiltelefone, mit einem SIMLock versehen, kann also im Auslieferzustand nur mit einer Orange-Karte verwendet werden. Relativ unproblematisch jedoch, denn es gibt ein kleines Tool, das den Lock-Code ausliest. Diesen gibt man dann ein, wenn man das SPC einschaltet (und eine andere Karte als eine von Orange drin hat), und schon ist es für alle Zeiten frei für andere Netze (siehe mobilejoe.de).

Der Lieferumfang:
Das SPV kann seine Herkunft nicht abstreiten: Alles an ihm ruft "HTC" (dem Hersteller der iPAQs und des XDA/MDA). Und so verwundert es auch nicht, dass der Stecker, der das SPV mit der Dockingstation und anderem Zubehör verbindet, der selbe ist, wie der des O2 XDA/T-Mobile MDA. Man kann also z.B. ein Sync-Ladekabel dieser Geräte verwenden, und vorausgesetzt, es gibt bald auch Navigationsanwendungen (T-Mobile hat für das im Sommer kommende Tanager, das dem SPV sehr ähnlich ist, bereits auf der CeBit T-D1 Navigate vorgestellt), dann z.B. auch die GPS-Mäuse.
Im Lieferumfang ist das Telefon, ein 1000mAh LiION-Akku, eine klanglich sehr gute Freisprecheinrichtung, die einen separaten Lautstärkeregler im Kabel hat, um die am SPV eingestellte Lautstärke zu verringern, die USB-Dockingstation, eine 8MB SD-Karte, eine Holstertasche (die extrem billig aussieht), Handbücher in verschiedenen Sprachen und die CD mit ActiveSync und Outlook, wie man sie von einem Pocket PC gewohnt ist.
Eine blinkende LED über dem Display zeigt durch grünes Blinken an, dass ein GSM-Netz empfangen wird, das Gerät wird ganz eindeutig von seinem Display beherrscht. Der 2,2"-TFT-LCD-Farbbildschirm mit einer Auflösung von 176x220 und 64K Farbtiefe ist extrem scharf, auch im Sonnenlicht gut lesbar. Im Vergleich zu einem Sony Ericsson T68 ist es ein Quantensprung, mit dem eines SE P800 oder Pocket PCs der neuen Generation kann es in jedem Fall mithalten.

Die unter dem Display angeordnete Tastatur ist mit einem Joystick zur Navigation ausgestattet, der in der Mitte den "Action Button" zur Auswahl von Optionen hat. Auch die unter dem Display liegenden Menütasten, die die im Display gerade aktuell dargestellten Optionen anwählen lassen, sind von anderen Mobiltelefonen bestens bekannt. Was "neu" ist, sind die beiden unter den Hörertasten angeordneten Tasten: Der Zugriff auf den Home-Screen und die "Zurück"-Taste.

Dazu muss man wissen, dass es keinen Heute-Bildschirm in der üblichen Form gibt, wie man ihn vom Pocket PC kennt, sondern den Home-Screen, der in verschiedenen, austauschbaren Designs die wichtigsten Informationen (wie Zahl Mails/SMS, Termine, Zeit, Netz, etc.) grafisch darstellt. Im Telefon sind aber die dargestellten Informationen im Home-Screen nicht mehr separat konfigurierbar. Da der Home-Screen zentral ist, hat er eine eigene Taste zugewiesen bekommen. Mit der "Zurück"-Taste navigiert man innerhalb der Menüs und im Internet Explorer jeweils zurück zum vorigen Bildschirm.

Dem SPV liegt dazu noch eine Kamera mit maximaler Auflösung von 640*480 bei, die unten an das Gerät angesteckt wird. Die Qualität der Bilder ist im Gegensatz zu der des Nokia 7650 sogar richtig gut.

Connectivity:
Das SPV ist zur Kommunikation nach außen mit einer Infrarotschnittstelle ausgerüstet, ein iPAQ kann also problemlos damit Verbindung aufnehmen und eine Wählverbindung aufbauen. Dumm allerdings, das dies nur für CSD (Circuit Switched Data) gilt, nicht für GPRS. Mittels des normalen Wählbefehls (*99#) und dem Standard Init-String tut sich nichts, verfolgt man die Angaben im Web, dann benötigt das SPV einen deutlich längeren String, der dummerweise nicht in die Einstellungen der Wählverbindung am PDA passt.
Intern ist die Verwendung beider Standards natürlich gar kein Problem, so kann getrennt für Web und WAP festgelegt werden, welche Wählverbindung verwendet werden soll.
Die Herausforderung: Die internen Seiten der Portale der Netzbetreiber sind darauf ausgelegt, dass ein WAP-Gerät verwendet wird, das SPV (wie auch einige andere Geräte) gaukelt dem Portal aber vor, es sei ein Web-Browser und damit sind z.B. Zugriffe auf netzinterne Dienste (wie Email, etc.) nicht möglich.
Bluetooth sucht man vergebens. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Verwenden dieses so hochgelobten Standards vollkommen nach Lust und Laune stattfindet bzw. sich Microsoft weigert, diesen zu unterstützen.
Und auch wenn dieser Teil jetzt viel negativer klingt, als es eigentlich von der täglichen Anwendung tatsächlich ist, findet sich noch ein Kritikpunkt: Der Abruf von Emails per POP3 ist ebenso simpel wie auf jedem anderen Gerät. Einrichten der Zugangsdaten und der Posteingangs- und -ausgangs-Server, und schon hat man seine Mails verfügbar.... Allerdings nur von einem Postfach. Wo beim Pocket PC verschiedene Dienste (sprich: Postfächer) verwendbar sind, da macht Smartphone 2002 schlapp: Ein Postfach kann eingerichtet werden, mehr nicht. Bleibt also entweder der Verzicht auf Mails, oder aber die Verwendung eines Sammeldienstes wie GMX (wo ein Postfach Mails aus beliebigen anderen Postfächern abruft und sammelt, die dann zentral in diesem einen Postfach abgerufen werden können).

Software:
Mehr und mehr Hersteller gehen dazu über, ihre für Pocket PCs entwickelten Programme auf die Smartphone-Plattform zu portieren und auf das kleinere Display anzupassen. Soweit kein Problem... allerdings stellt sich dabei eine Hürde: Microsoft gibt den Netzbetreibern die Möglichkeit, in den Geräten die Zertifizierung einzuschalten. Damit benötigt jede Software ein integriertes Zertifikat, das vom Telefon akzeptiert wird, um zu laufen. Unnötig anzumerken, dass dieses Zertifikat nicht kostenlos ist (man munkelt von USD 600,- pro Software). Damit sind natürlich die reizvollsten Programme, die kleinen, teilweise von Freaks entwickelten Anwendungen, die oft viel besser die Bedürfnisse des Benutzers treffen als die teuren, oft überfrachteten Anwendungen, außen vor.

Auch hier findet sich die Lösung auf mobilejoe.de und anderen Seiten: Die Dezertifizierung. Wer Windows XP hat und mehrmals wöchentlich freundlich darüber informiert wird, dass es ein neues Sicherheitspatch gibt, das wieder die eine oder andere Lücke schliesst, der kennt XML als eine der Umgebungen, die sich dafür scheinbar anbieten. Und die Dezertifizierung macht nichts anderes, als eine manuell durchgeführte Änderung an einer XML-Datei des Smartphone 2002 genau in dem Moment in das System zu kopieren, wenn dieses es nicht merkt...
Einmal durchgeführt, kann das SPV auch unzertifizierte Applikationen ausführen und die Menge der frei verfügbaren Software steigt enorm an.
Nichts desto Trotz: Die Zertifizierung zu verdammen, ist eine Sache (zumal sie freiwillig ist, also in der Entscheidungsgewalt des Netzbetreibers liegt), sie hat natürlich auch einen Sicherheitsaspekt: Software, die die Daten des Benutzers ungeschützt ins Netz schieben will, könnte so vom Grundsatz her nicht laufen. Setzt man voraus, dass Microsoft die Programme, die das Zertifikat bekommen, darauf hin überprüft, so hat man schon einen echten Mehrwert davon.

Integriert in das SPV sind die wichtigsten vom Pocket PC bekannten Applikationen, aber natürlich kein Pocket Office (also Word oder Excel). Dies würde auch wenig Sinn machen. Was fehlt (mittlerweile aber in verschiedenen Versionen von Drittherstellern nachrüstbar ist), ist ein kleiner Editor, mit dem man schnell Notizen aufnehmen kann.


Handhabung:
Das SPV ist im Vergleich zu den Phone Edition-Geräten ein wenig anders aufgezäumt. Wo ein XDA/MDA ein Pocket PC mit Telefonfunktion ist, so ist das SPV eben ein Mobiltelefon mit PDA-Funktionalität. Es ist eben nicht stiftbedienbar (das Sony Ericsson P800 ist da die Ausnahme), aber durch die Navigationstaste leicht bedienbar. Wer einen Text schreiben muss, der muss sich eben an die Texteingabemethode T9 gewöhnen, die wie bei "normalen" Mobiltelefonen aus den gedrückten Tasten sinnvolle Wörter macht.
Die wichtigsten Programme und/oder Kontakte lassen sich auf Kurzwahlen legen, so dass man schnell an die gewünschte Funktion herankommen kann.
Schön auch die Integration der Profile: "Automatisch" zum Beispiel schaltet automatisch vom Profil "Normal" auf "Besprechung" um, wenn im Kalender ein Termin eingetragen ist:

Was mir fehlt, sind so simple Dinge wie eine Suchfunktion. Ich weiß, dass ich im April/Mai ein Peter Gabriel Konzert habe.. .aber wann war das noch? Muss ich wirklich alle Termine durchsuchen, bis ich am richtigen Datum angekommen bin? Hier ist noch nachzubessern... Ebenso, wie zumindest bei den Schweizer SPVs die Sprachwahl noch nicht implementiert ist, obwohl sie z.B. im Handbuch bereits kurz geschrieben wird. All dies sind aber erträglich. Es gibt meiner Meinung nach kein Mobiltelefon, was der Handhabung und der Leistung nach an das SPV herankommt. Ausgenommen vielleicht das Sony Ericsson P800, das aber von allen Leistungsdaten in einer anderen Klasse spielt.

Zubehör und Software

Piel Frama Taschen für das SPV


Software für Smartphone 2002

Preis:

z.B. CHF 999,- bei Orange, in Schweizer Auktionshäusern deutlich billiger

Fazit:

Mittlerweile mein ständiger Begleiter, auch wenn es den PDA nicht vollkommen überflüssig macht.

Letzte News

Highlights in Reviews

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.