Nokia N-Gage
Geschrieben von Andreas Erle (01.07.2004 00:00 CET)
"Nokia wird eine portable Spielekonsole auf den Markt bringen." Diese lakonische Ankündigung
konnte mich anfangs nicht wirklich vom Hocker hauen. Nach vielen Stunden mit einem Gameboy Advance/SP und diversen
Spielen mit dem Pocket PC konnte das nun wirklich nicht die Offenbarung sein. Nach und nach sickerten dann weitere
Informationen durch, die immer mehr Leistungsmerkmale offenbarten, und letztendlich lief es immer mehr auf die
eierlegende Wollmilchsau hinaus. Nach Monaten des Wartens ist pünktlich am 7. Oktober die Nolia N-Gage auf
den Mark gekommen und darf sich seit dem beweisen.
Auch wenn das N-Gage als portable Spielekonsole promoted wird, so ist sie doch im Herzen erst einmal ein Tri-Band-Mobiltelefon
im Querformat. Auch wenn man sich beim ersten Telefonat ein wenig umgewöhnen muss, denn man hält dabei
nicht den Bereich mit Tastatur und Display an die Ohren, sondern den schmalen Teil. Dies wirkt so ein wenig wie
die Verwendung eines Tackers als Telefon, ist nicht unbedingt bequem für längere Telefonate, aber nichts
desto Trotz ein Mobiltelefon, mit integrierter Freisprecheinrichtung, guten Empfangs- und Sprachqualitätseigenschaften.
So weit. so gut, und sicherlich noch nicht bemerkenswert.
Das integrierte Radio ist dann ein weiterer Schritt, den Nokia mit den letzten Modellen gegangen ist, für
denjenigen, der unterwegs Pause hat, sicherlich eine schöne, wenn auch nicht extrem wichtige Einrichtung.
Dem aber nicht genug, MP2- und AAC-Dateien kann das N-Gage auch noch abspielen, und da solche Dateien nun nicht
gerade klein sind, hat es unter der Abdeckung einen Slot für eine Multimedia-Karte (MMC), bis zu einer Kapazität
von 128MB für mehr als zwei Stunden Musik in Standardqualität geeignet. Ein wenig neuer allerdings ist
die Tatsache, dass mann dann auch direkt vom Radio auf die Speicherkarte aufnehmen kann, vor allem, wenn man gerade
einen Beitrag nicht in Ruhe hören kann, eine willkommene Funktion. Für das Radio muss das beiliegende
Headset eingestöpselt sein, da das Kabel gleichzeitig als Antenne dient, bei der Wiedergabe von Musik reicht
es, den Lautsprecher der Freisprecheinrichtung einzuschalten.
Und um das Ganze abzurunden, kann das N-Gage nicht nur polyphone Klingeltöne abspielen (MIDI-Dateien), sondern
auch WAV-Dateien... Das ist schon irgendwie rund. Und die einzelnen Sachen sind nicht nur rudimentär installiert,
sondern sogar recht komfortabel, so kann man am Radio z.B die Sendernamen eingeben und die Frequenzen speichern,
etc.
Faszinierend auch das Zubehör: Neben dem Stereo-Headset, das sowohl als Freisprecheinrichtung als auch als
Kopfhörer und als Antenne für das Radio dient, liegen ein USB-Kabel (zum Anschluss an den PC und u.a.
die Verwaltung von Musikstücken am PC), ein Adapterkabel auf einen normalen Kopfhörer und, man lese und
staune, ein Kabel für die Aufnahme von externen Quellen bei.
Und noch eines bietet das N-Gage, was mich im ersten Moment skeptisch stimmte: Bluetooth. So hat man vor allem
für das Spielen gegeneinander mit dem N-Gage die Bluetooth-Schnittstelle integriert. Ich konnte mir beim besten
Willen nicht vorstellen, dass dies so umgesetzt wurde, dass man auch über einen PDA oder ein Notebook ins
Internet kommen konnte. Ein weiterer meiner Irrtümer in der ersten Bewertung dieses Geräts. Kaum war
es mit Notebook und PDA gekoppelt, da stand auch schon die Verbindung. Problemlos, ohne Zusatzaufwand oder Treiber.
Und auch die beiliegende PC Suite für das N-Gage lässt sich via Bluetooth betreiben, und damit können
sowohl Bilder, Kligeltöne und andere Dateien hin- und hergeschoben werden, als auch die Systemeinstellungen
geändert bzw. Datensicherungen gemacht werden. Es traten allerdings bei den DialUp- bzw. Email-Einstellungen,
die über den PC gemacht wurden und ans N-Gage übertragen wurden einige Probleme auf: Sie funktionieren,
will man aber dann Änderungen am N-Gage selbst machen, dann sind sie entweder nicht sichtbar oder funktionieren
dann nicht mehr. Einwandfrei funktioniert es, wenn man gleich am N-Gage einstellt.
Die PC Suite ist u.a. auch dafür da, von einem PIM am PC (Schedule, Outlook, etc.) die Kalender- und/oder
Kontaktdaten zu übertragen. Auch dies entweder mit dem beiliegenden USB-Kabel oder per Bluetooth. Ohne großen
Konfigurationsauswand eine Sache von nicht mal 5 Minuten. Man spart sich damit vor allem das früher so mühselige
Abtippen der Kontakte beim Telefonwechsel...
Oben schon erwähnt: Auch Emails kann man mit dem N-Gage empfangen und versenden. Einfach eine Wählverbindung konfiguriert, dazu dann ein Email-Konto (egal, ob POP3 oder IMAP), und die Postfächer lassen sich schnell und einfach vom N-Gage abfragen. Einzig der authentifizierte SMTP, wie ihn viele Anbieter mittlerweile fordern, ist nicht so einfach möglich, weil die Option fehlt. Da macht es Sinn, den SMTP des Mobilefunkbetreibers zum Versenden der Mails zu verwenden, zumindest bei vodafone funktioniert dies auch, wenn man die "echte" Emailadresse als Absender angibt, denn die Authentifizierung erfolgt über die übertragene Mobilfunkrufnummer.
Jedes Mobiltelefon, das etwas auf sich hält, bietet den Zugang zum mobilen Internet per WAP. So auch das
N-Gage. Auch hier sucht man sich einfach die Einstellungen beim Mobilfunkanbieter heraus (bei einer Wählverbindung
(CSD) benötigt man die Rufnummer, bei einer paketorientierten Verbindung (GPRS) den APN, für beide dazu
noch den DNS-Server.
Bis hierhin ist könnte dies durchaus die Beschreibung eines "normalen", mit einigen Zusatzoptionen
ausgestatteten Mobiltelefons sein... und wir sind immer noch nicht beim Teil "Spielekonsole" angekommen...
Obige Beschreibungen zeigen, dass sich das N-Gage durchaus mit einem PDA oder Notebook betreiben lässt, wenn
man eine Onlineverbindung benötigt, einzig die Größe ist ein wenig störend.
Der eigentliche Zweck des Ganzen, die Spielekonsole, lässt sich anhand der wenigen zum Start auf dem Markt befindlichen Spiele schon erahnen. Am Beispiel von Pandemonium, eines meiner Lieblingsspiele auf verschiedenen Konsolen, zeigt sich die Leistungsfähigkeit des N-Gage: 3D-Grafik, die sich mit der Drehung der Spielfigur anpast und ändert (also berechnet wird), und das Ganze flüssig, nur ganz selten mal ein Ruckler.
Preis:
EUR 329,- ohne VertragFazit:
Interessantes All in One-Gerät, sicherlich mit leichten Schwächen (vor allem die Akkuleistung ist zu gering), aber einer Funktionsvielfalt, die fast schon beängstigend ist.