Nokia 3650
Geschrieben von Andreas Erle (01.07.2004 00:00 CET)
Es war schon eine kleine Revolution, als Nokia mit dem 7650 in die Welt der Multimediatelefone wagte. Statt
den weit verbreiteten Aufsteck-Kameras integrierte man die Kamera direkt ins Gehäuse, spendierte dem Gerät
ein reflektives Farbdisplay (4096 Farben, 176x208 Pixel), mit dem man auch in der Sonne arbeiten konnte, integrierte
einen Organizer, Bluetooth, Infrarot, kurz: alles, was man unterwegs benötigen könnte. Einzig das Bluetooth-Headset-Profil
vergass man...
Mit dem Nokia 3650 ist die nächste Generation auf den Markt gekommen.
Von Kritikern wenig liebevoll "Duschkopf" tituliert und von den Fans als eines der besten Mobiltelefone
bezeichnet, muss es sich gegen nicht unerhebliche Konkurrenz anderer Hersteller behaupten.
Auf den ersten Blick fällt dem Auge die ungewöhnliche Anordnung der Tasten auf: Statt eine normale Nummerntastatur zu verwenden, hat Nokia das Prrinzip der Wählscheibe wieder eingeführt, nur, daß diese starr ist. Soll heißen: Die Tasten sind in einem Kreis angeordnet. Ungewöhnlich, aber weit weniger gewöhnungsbedürftig, als man denken könnte. Nach ein paar Telefonaten ist man bereits so weit, dass man zwar noch kurz stutzt, aber nicht mehr sekundenlang die richtige Zahl sucht. Die blaue Beleuchtung verleiht dem Ganzen etwas edles.
Das Gehäuse ist für mich einer der Kritikpunkte des 3650. Wie bei Nokia mittlerweile fast Standard geworden können die Gehäuseschalen ausgetauscht werden und durch farbenfrohe Varianten ersetzt werden. Das ist zwar auf der einen Seite schön, betont den Lifestyle-Effekt des Telefons, aber so recht gefallen tun sie mir nicht, und die Qualität ist eben einfach... Plastik. Dies mag aber auch mit der doch nicht gerade geringen Gesamtgröße des 3650 zusammenhängen, das für ein Mobiltelefon nach heutigem Standard mit 130x57x26mm recht groß geraten ist. Dafür liegt es allerdings auch hervorragend in der Hand.
Auf Grund des Symbian OS und der damit verbundenen Erweiterbarkeit durch verschiedenste Programme hat sich Nokia
entschlossen, dem 3650 einen Slot für Speicherkarten zu spendieren. Unter dem Akku lässt sich eine Multimediacard
einlegen, im Lieferumfang ist bereits eine 16MB-Karte dabei. Zugegeben, SD (als weiter verbreiteter Standard für
Digitalkameras und PDAs) wäre schöner, aber immerhin.
Schaut man sich die Applikationen an, die für das Symbian OS existieren, dann ist die Palette mittlerweile
schon so breit, dass man für einen Großteil der Wünsche etwas findet. Gerade beispielsweise auf
den Markt gekommen: Der Wayfinder (http://wayfinder.com/), ein Offboard-Navigationssystem, mit dem mit einem Nokia
7650 und 3650 über eine Online-Verbindung navigieren kann.
Das Menüsystem, über das das 3650 bedient wird, ist Nokia-typisch intuitiv und fast ohne Handbuch
zu verstehen, einzig die Tatsache, das man die Einstellungen des Telefons unter "Tools" findet, ist ein
wenig gewöhnungsbedürftig.
Die integrierte Digitalkamera, die neben Bildern in VGA-Auflösung auch Videosequenzen aufnehmen kann, ist
für ein Mobiltelefon überraschend gut. Auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen kann man noch
Details erkennen, und für die Verwendung als MMS-Bild oder den Schnappschuss zwischendrin, den man dann per
Mail weiterschickt, ist sie allemal ausreichend. Und mittlerweile erwartet ja niemand mehr, dass man mit einer
integrierten Kamera den heimischen Fotoapparat oder die "echte" Digitalkamera ersetzen kann...
Die Kommunikationsfähigkeiten des 3650 sind vorbildlich: GPRS, HSCSD, Bluetooth, Infrarot, ein XHTML-Browser, WAP, SMS/MMS, POP3-Email-Abruf, Mögliche Synchronisation mit Outlook, all das, was man unterwegs benötigt, um seine Daten zur Hand zu haben. Wer Bluetooth in seinem Notebook oder PDA zur Verfügung hat, der wird dies Schätzen: Ob man nun das 3650 als Modem benutzt und mit PDA oder Notebook ins Internet geht oder emails abfragt, ob man mal eben Daten von einem Gerät zum anderen schickt, all das funktionierte im Test wunderbar (Compaq TC1000 mit Socket BT-Karte, Dell Axim mit Socket BT-Karte, iPAQ 5450). Und auch die Anbindung eines Bluetooth Headsets, größter Mangel des 7650, ist jetzt problemlos möglich.
Fazit:
Eigentlich also ein tolles Gerät, das aber stark von seiner Anwendung beurteilt werden sollte. Wer es als Standalone-Gerät benutzt, der hat sicherlich ein rundes Paket, das multimediafähig ist, erweiterbar sowohl mit Programmen als auch mit Speicher (Manko des SE T610) und das zu einem fairen Preis (in Verbindung mit einem Vertrag) zu bekommen ist.Im Betrieb mit einem PDA kann ich mich nicht damit anfreunden. Auch wenn die Verbindung leicht und effektiv ist, mir persönlich ist es zu klobig, die PIM-Funktionalität ist im PDA schon vorhanden, und irgendwie springt der Funke nicht so recht über.