iPAQ 2210
Geschrieben von Andreas Erle (01.07.2004 00:00 CET)
Faszinierend ist es schon, wenn man sich die Entwicklung der iPAQs in den vergangenen Jahren anschaut... Als viele PDAs einen CF-Slot integriert hatten, war HP einen Schritt weiter und spendierte seinen PDAs den zukunftsträchtigeren SD-Slot. All dies natürlich in dem Bewußtsein, daß man über das Jacket-Konzept jederzeit Speicher und Anwendungskarten erweitern konnte. Gerade dieses Jacket-Konzept aber teilte die Gemeinde der Pocket PC-Benutzer. Die einen bemängelten es als unnötige Zusatzinvestition, als den Formfaktor ruinierend, die anderen freuten sich, so viele unterschiedliche Dinge direkt am Gerät unterbringen zu können.
Mit dem iPAQ 1910/1915 hat HP dieses Verfahren das erste Mal unterwandert, indem dieser Kleinst-PDA (auf Größe, nicht auf Leistung bezogen) nicht mehr in die Jackets hineinpasste, damit aber auch keine Möglichkeit, CF-Karten zu verwenden.
Mit dem iPAQ 2210 ist nun ein Gerät auf dem Markt, das in vielerlei Hinsicht neuartig ist.
Zum einen ist es eines der ersten Geräte, das Windows Mobile 2003 (Pocket PC 2003) im ROM haben, mit all seinen Vorteilen und Eigenschaften (mehr dazu später).
Zum anderen, und das ist tatsächlich ein Novum, ist der iPAQ 2210 der erste iPAQ, der sowohl einen SD- als auch einen CF-Slot intern hat. Da verschmerzt man schon leichter, daß die Jackets auch bei diesem PDA nicht passen. Um so mehr, als der SD-Slot auch direkt I/O-fähig ist, also auch Applikationskarten verwenden kann.
Und vergleicht man die Größe des iPAQ 2210 und des 1915, dann versteht man leicht, warum die Jackets nicht passen könnten, würde ein 2210 mit einem iPAQ-Jacket ungefähr so aussehen wie mein 5-jähriger Sohn in einem meiner Jackets... ;-) Im Bild oben von links nach rechts, im Bild unten von oben nach unten: Der 1915, der 2210 und der 5450.
Lediglich der CF-Slot fordert in der Dicke des 2210 seinen Tribut, ist aber damit immer noch nicht dicker als ein iPAQ 5450 (und in der Konsequenz deutlich dünner als ein iPAQ mit CF-Jacket).
Im Lieferumfang: Der iPAQ, ein Stift (schwerer als die normalen Plastikstifte und gut in der Hand liegend, leider aber eben kein Ersatzstift), die USB-Dockingstation (nicht zusätzlich seriell wie beim 39xx, 54xx, dafür mit Slot für einen Zusatzakku), Outlook 2002, ActiveSync 3.7 (ohne das die Synchronisation nicht funktioniert, der iPAQ meldet dann, er könne mit einer alten Version nicht synchronisieren und deaktiviert diese), das Netzteil samt dem Adapter auf den iPAQ direkt und eine flexible Tasche, die nicht unbedingt wunderschön ist, aber Vaja, Piel Frama und andere stehen ja schon in den Startlöchern bzw. haben Taschen bereits fertig.
Der Wechselakku des 2210 ist mit 900mAh nicht gerade groß dimensioniert, schafft aber in den ersten beiden Testläufen mit Dauerbenutzung und voller Beleuchtung im Durchschnitt um die 4 Stunden Laufzeit. Nicht am oberen Ende der Leistungsskala, aber auch nicht am unteren.
Was auf den ersten Blick auffällt: Der iPAQ 2210 ist der erste iPAQ, der nicht mehr den metallischen Look aller anderen Familienmitglieder hat, sondern eher in Richtung des Dell Axim designed wurde (siehe Bild unten). Dieser Eindruck verstärkt sich noch dadurch, daß er ebenfalls links und rechts Gummi-Grifflächen hat, die das Festhalten deutlich leichter machen. Wer einmal einen 1910 kurz vor dem Sturz auf den gekachelten Boden aufgehalten hat, kann nachvollziehen, wie zuträglich so etwas der Gesundheit ist.
Schönheit ist immer etwas sehr subjektives, und ich bin mir nicht zu 100% sicher, wie ich den 2210 vom Design her finde. Er ist nicht der riesige 5450, und er ist ebenfalls nicht der winzig, stylishe 1910, sondern er ist, wie seine Leistungsdaten, die Verbindung zwischem HighEnd- und Einsteiger-Bereich.
Integriert hat er dankenswerterweise einen Bluetooth-Chip, und so ist er adhoc in der Lage, Verbindung mit einem Nokia 3650, SE T610 oder einem anderen Bluetooth-Telefon aufzunehmen, ein BT-GPS auszulesen oder mit einem PC/Notebook via Bluetooth zu synchronisieren. Exakt das also, was mir beim 1910 am meisten fehlte. Der Bluetooth-Manager ist dem des 5450 angeglichen, einzig das Headset-Profil fehlt (wobei ich vermute, daß dies sowieso nur für den mittlerweile gecancelten 5650 mit seiner Telefonfunktion gedacht war).
Immer wieder begeisternd und eines der schlagendsten Argumente für einen iPAQ: Das Display. Auch wenn es ein wenn es ein wenig dunkler als das des 5450 ist, es liegt immer noch vor der Konkurrenz. Es ist schnell, es ist kontrastreich, es ist klar, aus verschiedensten Winkeln gut zu lesen, und damit für alle Arten der Anwendung hervorragend geeignet.
Die Multimediafähigkeiten des iPAQ 2210 teilen sich in zwei Bereiche: Zum einen der Audioteil, der HP-spezifisch ist. Wie beim 5450 ist der Klang nach Höhen und Bässen getrennt regelbar. Im Gegensatz zum 1910 liegt dem 2210 kein Kopfhörer bei, mit einem KOSS Porta PRO getestet und ein wenig feingetuned macht das Musikhören richtig Spaß.
Der neue Media Player 9 ist vor allem dehalb von vielen Anwendern heiß erwartet, weil er im Hinblick auf die Video-Wiedergabe deutliche Performance-Verbesserungen bringt, und ausführliche Tests z.B. bei PocketPCThoughts bestätigen dies.
Wie schon oben erwähnt: Der iPAQ 2210 ist der erste iPAQ, der sowohl einen CF- als auch einen SD-Karten-Slot hat. Wie bei den Toshiba-Geräten sind diese direkt übereinander angeordnet. Der CF-Slot ist durch eine Blende verdeckt, der SD-Slot (unüblicherweise) offen.
Im Explorer werden beide Karten mit ihrem Namen dargestellt, also statt "Speicherkarte1" und "Speicherkarte2" mit "CF-Karte" und "SD-Karte". Wenn die ersten SD I/O-Karten den Markt beehren (momentan gibt es zwar viele Ankündigungen und vereinzelte Karten, aber noch keine weite Lieferbarkeit), dann wird man auch im SD-Slot eine WLAN-Karte, DigiCams, etc. betreiben können.
Momentan allerdings habe ich massive Probleme, eine CF-GPS-Karte zum Laufen zu bekommen: Sie wird als COM0: erkannt, und ist damit weder vom Mobile Navigator noch vom TomTom Navigator zu verwenden. Bluetooth und seriell angeschlossene Mäuse funktionieren Prima. Es bleibt abzuwarten, ob dies ein spezifisches Problem von iPAQ oder GPS ist, oder ein allgemeines von Windows Mobile 2003.
Keinen rechten Gefallen hat sich HP meiner Meinung nach mit der Platzierung des Lautsprechers gemacht. Der ist zwar nicht schlecht (und auch ein wenig kräftiger als der des 5450), aber warum man sich entschieden hat, ihn HINTEN auf das Gerät zu packen, ist mir schleierhaft. Vermutlich war bei der kleinen Gehäuseform vorn kein Platz mehr, aber bei der Navigation ist es mir recht egal, ob die Windschutzscheibe hört, wohin ich fahren muß, ich als Fahrer habe jedenfalls Schwierigkeiten....
Windows Mobile 2003:
Was bringt nun aber das neue System für den iPAQ 2210 (und vermutlicherweise auch die anderen Geräte)? Zuallererst fällt dem geneigten Auge nicht so extrem viel neues auf. Die Symbole sind an einigen Punkten ein wenig bunter und runder, eine neues Heute-Thema (Strand) ist dabei, kosmetische Änderungen also.
Bei genauerem Hinsehen aber fallen dann doch einige Dinge auf, die wirklich neu sind. Unter anderem gibt es in der Titelleiste jetzt eine kleine Fläche, die "Konnektivität" betitelt ist. Diese zeigt den Status der Datenverbindung an. Bei an den PC angeschlossenem Gerät beispielsweise läuft dort ein kleines Activesync-Symbol, bei einer WLAN- oder Datenverbindung sieht man, ob die Verbindung aufgebaut wird, steht oder beendet wurde.
Über diesen Bildschirm hat man dann auch den Zugriff auf alle Verbindungseinstellungen, kann sie konfigurieren, anwählen, beenden, etc. Sehr komfortabel also in jedem Fall, auch wenn Kritiker sagen, dies könne man auch mit Zusatzprogrammen unter PPC 2002.
Was ich bisher noch nicht hinbekommen habe, ist der ActiveSync über das WLAN. Ich kann problemlos ins Internet, Mails abrufen, aber beim Activesync tut sich einfach gar nichts. Wahrscheinlich nur eine Kleinigkeit, aber für den Moment ein Mysterium.
Weitere Änderungen: Zertifikate für Webseiten, VPN-Anbindung, endlich ein vernünftiges integriertes Grafikprogramm, ein zusätzliches Spiel und einige weitere Dinge, die sich wahrscheinlich nach und nach erst erschliessen. Eine Liste mit allen Features findet sich übrigens hier.
Der richtige Spaßfaktor ist aber einer, den man nicht in den Menüs findet: Die Geschwindigkeit. Hat man unter Pocket PC 2002 als Benutzer eines PDAs mit XScale-Prozessor immer das Gefühl gehabt, man würde einen Ferrari mit Fahrradreifen fahren (wegen der fehlenden Unterstützung des XScale), so hat man jetzt endlich den Reifenwechsel geschafft. Spürbar ist der 2210 schneller, und dank Spv Benchmark ist dies auch nachhaltbar. Hie eine Auswahl der Testergebnisse. Der in den Grafiken dargestellte 2215 ist das Spb-Testgerät, der iPAQ2210 ist mein deutscher.
1.) Der CPU-Index: Dieser gibt die CPU-Geschwindigkeit an. Und man beachte bitte die Werte der PPC2002-Geräte!
2.) Der Spb Benchmark Index, der verschiedene Werte zusammenfasst:
3.) Der File System Index, der die Geschwindigkeit der Zugriffe auf das interne Dateisystem angibt (NICHT! Soeicherkarten!)
4.) Der Plattform Index, der die Performance der internen Applikationen mit aufnimmt.
Einziger Schwachpunkt: Der Grafikindex, allerdings wird vermutet, daß dort Spb Benchmark noch eine Macke hat, denn der 2210 wirkt subjektiv schneller als die PPC2002 Geräte (und hat auch im Gegensatz zu diesen einen Grafikprozessor), soll aber laut Test langsamer sein.
Preis:
EUR 599,- Listenpreis, hier für EUR 388,99Fazit:
Der erste, intensive Eindruck: Ein großer Wurf. Durchdacht, flexible durch beide Speicherslots, und durch das neue Betriebssystem ein Geschwindigkeitswunder. Natürlich nicht ohne Schwächen, aber alles in allem einer der interessantesten PDAs am Markt!