HTC Sensation (Android 2.3.3, HTC Sense 3.0)
Geschrieben von Andreas Erle (24.06.2011 00:00 CET)
Wenn der Name eines Smartphone-Modells schon einen Superlativ enthält, dann ist meist Vorsicht geboten. HTCs neues Android Flaggschiff mit dem wohlklingenden Namen „Sensation“ ist da – Gott sei Dank – eine löbliche Ausnahme.
Bezogen ist der Name vor allem auf das Display: 4.3 Zoll sind nicht mehr so unüblich bei den Spitzenmodellen, wohl aber die qHD Auflösung von 960 x 540 Bildpunkten. Durch höhere Pixeldichte wird ein noch klareres Bild erreicht, die schon relativ nah am Retina-Display des iPhone 4 ist.
Unter normalen Beleuchtungsbedingungen ist das Display scharf, kontrastreich und eine wahre Augenweide. Nur in prallem Sonnenschein wird es nötig, das Gerät sehr genau zu positionieren, damit man noch Inhalte erkennen kann.
Die Unterschiede in der Nutzung zu einem Tablet PC verschwimmen mit der steigenden Qualität der Displays immer mehr: Normale Webseiten sind auch auf einem 4.3 Zoll-Display schon ohne Zoom verwendbar, und die optimale Ausnutzung der Gehäusefläche, der geringe Rand um das Display machen den Formfaktor immer noch Hemd-oder Hosentaschen-tauglich.
Die unübliche Auflösung führt allerdings bei dem einen oder anderen Programm dazu, dass es nicht den vollen Bildschirm ausnutzt, allerdings sind hier die Entwickler gefragt: eine feste Vorgabe von Höhe und Breite (statt einer relativen Angabe wie „100% der Bildschirmbreite/-höhe“) ist einfach unflexibel.
Das HTC Sensation ist das erste HTC-Smartphone mit eine, MSM 8260 Dual Core Prozessor. Die 2 x 1,2 GHz sorgen für butterweiche Animationen und Menüwechsel. Auch prozessorhungrige Programme wie beispielsweise der Navigon Mobile Navigator laufen ohne Ruckeln und Verzögerungen. Man kann sich die Frage stellen, dass diese „höher, schneller, weiter“-Mentalität bei einem mobilen Gerät tatsächlich Sinn macht, aber schaden tut sie sicherlich nicht.
Was HTC von den anderen Herstellern abhebt, ist die hauseigene Benutzeroberfläche HTC Sense, die die eher karge Android-Oberfläche deutlich aufwertet. Wie beim HTC Flyer kann der Lockscreen mit vier Applikationen versehen werden, die beim Entsperren (beim ziehen des Symbols auf den kleinen Kreis am unteren Bildrand) automatisch gestartet werden können. Ob nun die Kamera direkt gestartet wird, das E-Mail-Postfach mit den neuen Mails aufgerufen wird oder Foursquare zum schnellen Einchecken am aktuellen Ort aufgerufen wird, der Produktivitätsgewinn ist spürbar.
Ebenso die Bildschirm füllenden Widgets, in denen per „Friendstream“Facebook und Twitter-Beiträge der Kontakte auf einen Blick verfolgt werden können, die Nachrichten-Applikation, die automatisch an das Google-Reader-Konto gekoppelt werden kann, den überwiegenden Teil der Dinge, die man eben mal unterwegs nutzen will, kann man direkt auf den mittlerweile sieben frei konfigurierbaren Startbildschirmen ablegen und so schnell und ohne Umweg über die Menüs nutzen.
Vom Design her ist die Angabe von HTC, man habe ein „Unibody Aluminium Gehäse“ verwendet, ein wenig missverständlich. Im Gegensatz zum HTC Legend und einigen anderen HTC-Geräten besteht das Gros des Gehäuses aus Aluminium und entsprechend wertig und haptisch ansprechend, allerdings hat das Sensation tatsächlich einen echten Akkudeckel. Dieser fällt auf den ersten Blick nicht auf, denn er umfasst das Gerät bis zum Display, nichts desto Trotz aber muss die komplette Rückenplatte entfernt werden, wenn man an die micro SD- oder SIM-Karte bzw. den Akku gelangen möchte. Der Nachteil: hier sammelt sich Staub, der unweigerlich beim Transport in der Hemd- oder Hosentasche anfällt, und dieser sollte tunlichst entfernt werden, bevor der Deckel wieder angebracht wird, denn sonst hat man einen unschönen Staub-Rand direkt um das Display.
In der Summe aber hat HTC wieder ein Design verwendet, das auf der einen Seite gut aussieht und dem Sensation ein charakteristisches Aussehen verleiht, auf der anderen Seite aber auch funktional ist. Die leicht nach innen gewölbte Scheibe schützt vor Kratzern, wenn man das Gerät auf diese legt, behindert aber die Fingerbedienung in keinster Weise. Durch die Verwendung von Sensor-Tasten unter dem Display sieht der Anwender nur eine große Glasfläche.
Die 8 Megapixel-Kamera verrichtet einen ordentlichen Dienst. Die Bilder sind besser als die vieler anderer Geräte, auch wenn sie mit den Carl-Zeiss-Objektiven der Nokia-Geräte nicht mithalten kann. Selbst in ungünstigen Belichtungsverhältnissen schafft sie es, recht scharfe Bilder zu produzieren (das Beispielbild in der ESPRIT-Arena aus dem dunklen Innenraum beim Roger Waters-Konzert geschossen).
Wie immer gilt: Eine Smartphone-Kamera ersetzt keine echte Digitalkamera, aber es gibt – subjektiv betrachtet – wenige Kameras, die dem so nah kommen wie die des HTC Sensation.
Preis:
ca. EUR 600,- bei amazon.de
Fazit:
Wer ein schickes und leistungsfähiges Android-Smartphone sucht, der ist mit dem HTC Sensation gut bedient. Die Kamera mag beim Sony Ericsson XPERIA Arc besser sein, das Display bei den diversen (Super-) AMOLED-Geräten ebenfalls, aber das Paket, das HTC geschnürt hat, ist rund und bringt dem Anwender eine Menge Spass. Lediglich der Preis schreckt ein wenig ab.