HTC Legend (Android 2.1)
Geschrieben von Andreas Erle (19.04.2010 00:00 CET)
Die Frage, wie denn Legenden gemacht werden, ist schon oft gestellt und nie so recht erschöpfend beantwortet worden. Bis heute... denn HTC hat sich mit der Namensgebung der beiden neuen Android 2.1-Geräte in einen Namensraum begeben, der potentiell „gefährlich“ ist... das HTC Legend ist das erste Gerät, das langsam flächendeckend auf den Markt kommt... und es macht seinem Namen Ehre:
Am besten vergleichen kann man das Legend mit einem Macbook: Das Gehäuse ist aus einem durchgängigen Aluminiumblock gefertigt und damit von der Wertigkeit kaum zu überbieten. Hinzu kommt, dass sich zwischen der der matten Oberfläche und dem Display noch ein polierter Rand befindet, der sich ganz fein im Gesamteindruck abhebt und einen Kontrast zur schwarzen Display-Umrandung bildet. Dieser Rand umfasst ein 320*480 AMOLED-Display, was bei der Produktankündigung eher für Enttäuschung sorgte: Warum kein WVGA-Display?
Die Antwort gibt das Legend eindrucksvoll: Weil es nicht unbedingt nötig ist! Keine Frage: Mehr Pixel sind mehr Informationen und damit ein höherer Nutzwert, aber für mich gibt es kein Gerät auf dem Markt, bei dem ich ein hochauflösendes Display so wenig vermisse wie beim Legend. Das lässt sich schwer erklären, dazu muss man das Legend in der Hand gehabt haben. Im direkten Vergleich mit dem HTC Desire mit seinem WVGA-Display „fehlen“ natürlich Pixel, gerade, wenn man im Internet surft, aber nutzt man das Gerät alleine, dann sorgen Brillanz und Pixeldichte des „kleinen“ Displays dafür, dass man sich einfach rundum wohl fühlt. Natürlich: AMOLED ist – im Gegensatz zu re- oder transflektiven Displays in prallem Sonnenlicht im Nachteil, allerdings immer noch so gut, dass man die wichtigsten Informationen erkennen kann. In normalen Lichtverhältnissen aber wird man nach einer Zeit AMOLED nichts anderes mehr wollen!
Die Kombination aus dem kapazitiven Display und der Geschwindigkeit der HTC Sense-Oberfläche machen das Navigieren zu einer wahren Wonne: Da ruckelt nichts, Bilder und Webseiten werden per Multitouch butterweich vergrößert und verkleinert, und das Wischen mit dem Finger durch Menüs und die Applikationen ist so verzögerungsfrei, dass es so scheint, als würde man das Gerät gar nicht berühren.
Als „offizieller Nachfolger“ des HTC Hero hat HTC bei der Gehäuseform übrigens einen Kompromiss eingeführt: Der Knick am unteren Gehäuserand ist immer noch da, allerdings deutlich weniger stark als beim Hero. In der Konsequenz ist das Legend deutlich „taschenverträglicher“, ohne den ergonomischen Vorteil ganz aufzugeben.
Die Bedienung wird zusätzlich vereinfacht, indem statt des oft eher hakeligen Trackballs des Hero ein optisches Trackpad eingebaut wurde, das hervorragend funktioniert und gerade bei der Korrektur von Tippfehlern ein unverzichtbarer Helfer ist.
Weg vom Äußeren: Wie im wahren Leben zählen natürlich auch die inneren Werte, aber auch die können sich sehen lassen: Kern des HTC Legend ist ein 600 MHz getakteter Qualcomm-Prozessor... im Gegensatz zum HTC Desire mit seinem 1GHz Snapdragon auf dem Papier wenig, in der Praxis aber mehr als ausreichend. Dank 512 MB RAM, 384 MB ROM und microSD-Speicherkartenslot steht genügend Speicher zur Verfügung, um auch anspruchsvolle Anwendungen laufen zu lassen. Der Navigon Mobile Navigator für Android beispielsweise läuft ruckelfrei und auch in eng besiedelten (und damit mit Straßennamen, POIs und Symbolen eng gespickten) Gegenden butterweich.
Seien wir ehrlich: Das HTC Legend ist kein Android-Gerät: Es ist ein HTC-Gerät, das unter der Oberfläche von Android betrieben wird. Denn wie bei jedem HTC-Gerät ist es die Oberfläche, die das Ganze interessant macht: HTC Sense, mittlerweile auf dem HTC HD2 auch in die Windows Mobile-Welt übernommen, ist der Dreh- und Angelpunkt der Bedienung der neuen Android-HTC-Geräte: Wie vom TouchFLO 3D gewöhnt wird die Startseite von einer dicken Uhr samt Wettervorhersage dominiert, unter der sich dann Programme, Kontakte etc. frei angeordnet werden können. Die weiteren Seiten, die durch Wischen mit dem Daumen erreicht werden können, sind mit unterschiedlichsten Widgets gefüllt: Kontakte, die ein Foto gespeichert haben, werden automatisch auf die Kontakte-Seite gelegt, der Posteingang des Standard-E-mail-Kontos bekommt eine eigene Übersichtsseite, das Wetter in Großansicht ebenso, und als hätte man von SonyEricsson abgeschaut findet sich auch ein Aggregator für die sozialen Netzwerke. Bei letzterem allerdings blitzt mal wieder die Klasse von HTC durch: FriendStream konsolidiert die Nachrichten der Kontakte auf Twitter, Facebook und Twitter zu einem einheitlichen „Nachrichteneingang“, der im Vergleich zu SonyEricssons Timescape allerdings wirklich übersichtlich ist. Und noch mehr: Die Zahl der neuen Direktnachrichten über Twitter wird dann in der Kontakte-Ansicht direkt durch eine kleine Zahl angezeigt. Egal, ob man einen Kontakt aufruft, FriendStream oder Peep (den HTC-Twitter-Client) verwendet, man ist immer auf dem Laufenden.
Für die Orientierung ist ein GPS eingebaut, und dieses übernimmt in Verbindung mit der integrierten 5 Megapixel-Kamera mit Foto-LED und „Footprints“ als Anwendung die Funktion eines virtuellen Reiseführers. Man stelle sich folgende Situation vor: Mit dem Auto unterwegs im Urlaub findet man durch Zufall DIE Traumbucht: abgelegen, feiner Sand, keine Menschenseele weit und breit und ein Parkplatz direkt hinter der Düne. Was macht man in einem solchen Fall? Karte rausholen, grob abschätzen, wo man gerade ist, und dann hoffen, dass man den Ort noch mal findet.
Mit HTC Footprint geht das alles viel einfacher. Man sucht sich eine passende Kategorie in der Menüleiste aus (z.B. „Freizeit“) und tippt auf „Neuer Footprint“. Parallel startet nun intern die Kamera, damit man ein repräsentatives Foto aufnehmen kann und der Hero bestimmt über das GPS die Position. Ist beides abgeschlossen, dann sind bereits das Bild, der Ort als Name (aus der Position bestimmt), der Längen- und Breitengrad, eine Kartenansicht aus Google Maps in den Footprint aufgenommen. Dazu können dann noch Sprachnotizen und geschriebene Notizen aufgenommen werden. Um später diesen Ort wiederzufinden, kann man sich diesen anhand der Positionsinformationen direkt in Google Maps anzeigen lassen, in Verbindung mit der aktuellen Position ist es dann ein Leichtes, sich dorthin zu orientieren.Wer Footprint als Urlaubs- oder Reisedokumentation nutzt, der wird sich über die Exportmöglichkeit ins KML-Format und damit direkt in Google Earth freuen: Schnell kann man auf der großen Satellitenkarte einen Ort markieren und darstellen.
Preis:
Ca. EUR 420,- Aktuelle Preise bei PDAMax.
Fazit:
Ist das HTC Legend nun das Über-Telefon? Dies kommt sicherlich ganz auf die Betrachtungsweise an: Android ist und bleibt ein gewöhnungsbedürftiges System, dem viel der intuitiven Bedienung und Funktionalität von Windows Mobile fehlt (zumindest demjenigen, der Windows Mobile-Geräte genutzt hat) und das durch seine Abschottung einfach Einschränkungen aufweist. Ein MS Office-Dokument bearbeiten beispielsweise ist nicht möglich, die beiliegende Applikation „Quickoffice“ kann nur Standard-Dateitypen lesen und darstellen, nicht aber verändern. Dies trifft aber eher den Poweruser und nicht den reinen Anwender, in sofern ist der vermeintliche Nachteil sehr relativ.
Wer viel im Internet surft, dem wird im Vergleich zu anderen Geräten gegebenenfalls Auflösung fehlen, auch wenn dies weit weniger auffällt, als man meinen sollte.
Unterm Strich aber ist das HTC Legend für mich eines der schönsten und wertigsten mobilen Geräte, das momentan auf dem Markt erhältlich ist.