GlobalSat TR-101
Geschrieben von Andreas Erle (28.08.2006 00:00 CET)
Nischenprodukt oder GPS-Revolution? GlobalSat, bekannter Hersteller von Hardware rund um GPS und Navigation allgemein, hat jetzt mit dem TR-101 das erste "Personal Tracking Device" vorgestellt. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein kleines Handy ohne echte Tastatur ist in Wirklichkeit eine durchdachte Kombination aus einfachstem Mobiltelefon, Ortungsgerät und GPS-Empfänger.
Im Gegensatz zu meinen sonstigen Testberichten gehe ich von einem konkreten Anwendungsbeispiel aus. Mein 8-jähriger Sohn liegt mir schon lange in den Ohren, er brauche doch ein Handy, in seiner Klasse (dritte Klasse Grundschule!) hätte so gut wie jeder eines, etc. Nun mag ich Technikfetischist sein, aber in diesem Punkt bin ich doch eher konservativ: In dem Alter definitiv zu früh. Auf der anderen Seite kann ich mich der väterlichen Sorge oft nun doch nicht entziehen und mache mir Gedanken, ob für den Notfall eine Möglichkeit, meine Frau oder mich zu erreichen, nicht doch sinnvoll wäre. Oft genug "verschwinden" Kinder, und auch wenn man nicht gleich vom schlimmsten ausgeht, die Sorge ist die selbe. Zu wissen, wo er ist, ihn erreichen zu können, wäre da schon ein Schritt vorwärts.
Genau in dieser Situation ist das TR-101 genau das Gerät, was die Anforderungen abdeckt.
Über den PC können die drei Schnellwahltasten mit je einer Rufnummer konfiguriert werden, die durch etwas längeres Drücken angewählt wird. In meinem Fall also der Festnetzanschluss zuhause, das Handy meiner Frau und meines. Auf der anderen Seite ist das TR-101 unter der Nummer der eingelegten SIM-Karte auch von außen erreichbar, die Kommunikation geht also in beide Richtungen. Ausgeschlossen ist aber zum einen, dass beliebige Nummern gewählt werden können (da das Gerät eben keine Tastatur hat), zum anderen, dass der Benutzer sich Rufnummern merken muss, denn diese sind ja auf Schnellwahltasten gespeichert.
Spannend aber wird das Ganze durch den integrierten SiRFIII-GPS-Empfänger. Dieser führt die aktuelle Position des Gerätes immer mit sich, was durch die Qualität des GPS-Chips und die verwendete Stummelantenne ("Omnidirectional Antenna", diese empfängt eben nicht nur nach oben gerichtet, sondern unabhängig von der Ausrichtung des Gerätes) mit hoher Präzision und Stabilität funktioniert.
GSM-Einheit und GPS in Kombination erlauben dann die Ortung des Gerätes und damit der tragenden Person:
Über den "Emergency"-Knopf kann eine SMS mit der aktuellen Position an bis zu drei Mobilfunknummern verschickt werden (auch diese sind über die PC Software zu konfigurieren). Die SMS enthält den Namen des Geräts (hier "Lukas") und die aktuelle Position in Längen- und Breitengrad mit Dezimalstellen plus die Information, ob es sich um die letzte Position, bei der Empfang herrschte, oder um eine tatsächlich aktuelle Position ("GPS fixed") handelt.
Im Gegenzug kann wahlweise ein geschlossener Benutzerkreis (die Notfall-SMS-Empfänger) oder jeder durch eine beliebige SMS an das Gerät die aktuelle Position "pullen", bekommt also einen ähnlichen Inhalt an die eigene Nummer zurückgesendet.
Das ganze wäre eher akademischer Natur, wenn nicht seit einiger Zeit mit Google Earth ein kostenloser Service existieren würde, mit dem eine solche Positionsangabe auf einer Satellitenkarte angezeigt werden kann, und dazu die Namen der Strassen eingeblendet werden können. In dieser Kombination ist die Position dann im Handumdrehen visuell und bis nahe an die Adresse bestimmt (Hausnummern werden nicht angezeigt, können aber eingegeben werden, wenn die Angab nicht ausreicht, probiert man einfach die Hausnummern, bis man nahe genug an der Position ist). Im Bild unten (Klick für das Laden eines lesbaren Screenshots) bin ich gerade im Restaurant eines grossen schwedischen Einrichtungshaus in Neuss... :-D
Zusammengefasst hat mein Sohn also ein einfaches Handy, was ihm im "Notfall" (der ja nur eine Verspätung sein kann) die Möglichkeit gibt, bescheid zu sagen, und wir können bestimmen, wo er sich gerade befindet.
Natürlich stellt sich hier die Frage des Datenschutzes, vor allem, wenn man vom Beispiel eines Kindes weggeht: die Positionsabfrage findet für den Benutzer des Gerätes vollkommen unsichtbar statt, eine Überwachung ist damit problemlos möglich.
Weitere Anwendungsbereiche: Ältere Menschen, die zum einen oft mit der Bedienung eines modernen Mobiltelefons überfordert sind, wo man aber ebenfalls die Möglichkeit haben möchte, im Notfall einzugreifen (Ich erinnere mich an meinen Opa, der im hohen Alter teilweise vollkommen orientierungslos war, aber nicht davon abzuhalten war, in die Stadt zu gehen).
Ebenso interessant: Der Einsatz im Auto, schön versteckt und an die Kfz-Stromversorgung angeschlossen (kein Dieb wird lange Freude daran haben), Logistikunternehmen, die ihre Fracht tracken wollen, etc.
Einziges Caveat: auch wenn man sich bei der Erstkonfiguration des Gerätes durch Eingabe der PIN der GSM-Karte berechtigen muss, das Gerät speichert sie nicht. Damit muss die PIN-Abfrage auf der Karte deaktiviert werden, was der Handhabung zuträglich ist, bei Verlust des Gerätes aber ein Risiko des Missbrauchs der Karte bedeutet. Meine Lösung dazu: Einfach eine PrePaid-Karte nehmen, deren Verlust verschmerzbar ist.
Preis:
noch offenFazit:
Das TR-101 ist ohne Frage kein Produkt, das für den Massenmarkt gedacht ist. Würde man noch eine Bluetooth-Schnittstelle einbauen, sodass man das Gerät sowohl als Bluetooth-Modem als auch als Bluetooth-GPS nutzen könnte, dann wäre es die Universallösung.Nichts desto Trotz: es gibt viele Anwendungen für das TR-101, von denen ich nur einige beschrieben habe, und die Stabilität der Funktionen macht es zu einem hochinteressanten Gerät.