Acer Tiempo M900
Geschrieben von Andreas Erle (02.06.2009 00:00 CET)
Der Zusammenschluss von Acer und ETEN im vergangenen Jahr liess einige Hoffnungen auf neue Geräte aufkommen, was Acer doch in letzter Zeit eher durch die eee-Serien als durch PDAs aufgefallen, ETEN aber mit seinen Glofiish-Geräten zwar nicht unbedingt durch bahnbrechendes Design, wohl aber durch die technischen Features.
Nach dem DX-900, dem ersten UMTS-Dual SIM-Telefon, wurden diese Hoffnungen auf dem MWC in Barcelona genährt, als mit dem Acer Tiempo M900 ein direkter Konkurrent zu HTCs Touch Pro 2 vorgestellt wurde. Die Leistungsdaten sind ansehnlich:
Samsung S3C 6410 533 MHz Prozessor
128 MB SDRAM
256 MB FLASH ROM
3.8" WVGA TFT LCD Touch Screen, 800 x 480 Pixel
Integrierter SiRF III GPS-Chip mit TMC (!!!)
5 Megapixel-Kamera (2560 x 1920) plus Front-VGA-Kamera für Videtelefonie
HSDPA/HSUPE/UMTS/EDGE/GPRS
WLAN 802.11b/g
Bluetooth 2.0 EDR
Kombinierter Fingerabdrucksensor und Touchpad
Lichtsensor und Neigungssensor
Ausschiebbare Tastatur
In der Summe also quasi eine Summe aller Wünsche. Einige Wochen vor dem offiziellen Marktstart liegt mir nun ein stabiles Vorseriengerät vor, dass Theorie und Realität in Einklang bringen muss.
Der erste Eindruck:
Das M900 ist ein stattliches Gerät: Mit 188 Gramm Gewicht und seiner Größe ist es hart an der Grenze der Hemdtaschentauglichkeit, auf der anderen Seite fordern natürlich das große Display und die Tastatur ihren Tribut, und unter diesem Gesichtpunkt ist das M900 groß, aber nicht zu groß. Ich habe am Anfang schwerlich eine Position beziehen können. Nach einiger Zeit exklusiver Benutzung aber ist es klar: Das M900 ist kein Gerät für den Freizeittelefonierer, der in der Hauptsache in Handy sucht, für denjenigen, der unterwegs neben dem Telefonieren noch viele weitere Dinge machen will, Wert auf ein großes Display legt und eine Tastatur braucht ist das M900 momentan konkurrenzlos, und für mich hat sich eine Sache zumindest ansatzweise erledigt: Die übergroße Vorfreude auf den HTC Touch Pro 2: Der hat nämlich gar weniger Funktionen (im speziellen das TouchPad/den Fingerabdruck-Scanner) und ein kleineres Display.
Das Display:
Man merkt erst, wie sehr man sich an ein WVGA-Display gewöhnt hat, wenn man es nicht mehr hat. So hatte ich im Vorfeld des Tests des Acer M900 einen Palm Pro (320*320) im regelmäßigen Einsatz, und natürlich ist der Unterschied zum WVGA-Display (800*480) des M900 eine Offenbarung. Allerdings lässt die Begeisterung auch nach einigen Tagen Betrieb nicht nach, ein gutes Zeichen dafür, dass das Display tatsächlich gut ist. Und das ist es: Durch den integrierten Helligkeitssensor wird die Beleuchtung automatisch dem Umgebungslicht angepasst, und Stromverbrauch und Lesbarkeit werden optimiert.
Für mich fast noch wichtiger als die Qualität der Darstellung ist die Tatsache, dass das Display rahmenlos ist. Zum einen trage ich meine Geräte fast immer in der Hosentasche und damit staubanfällig (und der bevorzugte Ablageort für Staub ist der Bereich zwischen Displayrahmen und Display). Zum anderen aber folgt Acer dem allgemeinen Trend und hat das M900 massiv auf Fingerbedienbarkeit getrimmt. Lässt man sich darauf ein, dann ist ein Rahmen um das Display ein Hinderungsgrund, Bedienelemente in den Ecken vernünftig zu treffen (wie beispielsweise OK oder X oben rechts im Display). Das Display des M900 ist komplett glatt und somit wunderbar bedienbar.
Die Oberfläche:
Man muss Acer Mut bescheinigen: während viele Hersteller entweder keine eigene Oberfläche verwenden oder aber sich mit Herstellern wie Spb zusammentun und deren Touchoberflächen verarbeiten, hat sich Acer auf die Fahne geschrieben, etwas eigenes zu entwickelt: Acer Shell.
Klare Warnung: Die kommenden Ausführungen sind subjektiv!
Acer Shell hat ein geniales Gundprinzip als Basis: Das komplette Desktop ist über mehrere Bildschirme verteilt wie ein Büro-Zimmer angeordnet, in dem ein Schreibtisch steht. Auf diesem Schreibtisch wiederum stehen die einzelnen Gegenstände, die man benutzen kann: Ein Rolodex (für den Zugriff auf die Kontakte), ein Terminkalender für die Termine, ein Telefon für unbeantwortete Rufe, Umschläge für SMS und Emails. Tippen man auf das Fenster, dann „schaut man aus dem Zimmer“ heraus und sieht... die Wettervorhersage.
Das mag dem Puristen als „graphischer Firlefanz“ erscheinen, für denjenigen, der auf intuitive Oberflächen steht (oder Angst vor den Ansprüchen der hohen Integration von Features in einem solchen Gerät hat) ist es bisher sicherlich eine der funktionalsten und einfachsten Oberflächen. Keine Frage: Die Meinungen werden sich genau hier scheiden: Die einen freuen sich an der gelungenen Oberfläche, die Anderen ärgern sich über den verschwendeten Platz, die Aufteilung der Symbole etc. Das macht aber nichts: Wer will, kann natürlich genau so den Standard-Heute-Bildschirm nutzen wie er Zusatztools wie Spb Mobile Shell oder andere installieren kann.
Die Technik:
Ich hatte es eingangs ja bereits geschrieben: Mit dem M900 hat Acer versucht, alles in ein Gerät zu bekommen, was gerade aktuell ist: WLAN, Bluetooth, HSDPA, eine 5 Megapixelkamera, die Sensorfläche unten, die sowohl als biometrischer Sensor als auch als Touchpad zur Steuerung des Gerätes dient, ein grosses WVGA-Display, eine ausschiebbare Tastatur... das macht ein wenig Sorge, dass man sich mit der hohen Integration auf kleinem Raum übernommen haben könnte. Nun ist das Testgerät ein Preproduction-Sample, also noch kein Gerät, das so am Markt ist, aber es gibt einen guten Eindruck über potentielle Probleme. Und die finde ich gerade mal nicht... In dieser Version sind Performance, Reichweiten der Funksender etc. so gut, dass man prima damit arbeiten kann. Ändert sich das nicht bei den Seriengeräten, dann ist das M900 sicherlich eines DER Geräte des Jahres 2009.
Preis:
offen
Fazit:
Vorseriengerät. In diesem Entwicklungsstand bereits eine Empfehlung wert.