Microsoft Display Dock
(15.12.2015 08:00 CET)
Windows Continuum - ein Begriff, der aus dem Science Fiction-Univerum zu stammen scheint. Tatsächlich verbindet sich damit eines der Alleinstellungsmerkmale von Windows 10 Mobile: Die Möglichkeit, ein Smartphone (das dazu geeignet ist, aktuell also das Lumia 950 und 950XL) mit Tastatur, Maus und Monitor/externem Display zu verbinden und es quasi als Desktop zu verwenden. Das spannende dabei im Vergleich zu anderen, schon früher erhältlichen Display-Lösungen: Windows 10 Mobile schaltet dann in den Desktop-Modus und sieht aus wie sein Desktop-Zwilling. Das Startmenü des Phones wird dann zum Startmenü des Desktops, alle Elemente skalieren auf die größere Anzeige, und Apps, die als Universal Apps entwickelt wurden, stellen sich im Desktop-Modus dar (weitere Infos hatte ich hier schon zusammengeschrieben).
Der "offizielle" weg dahn läuft über die Display Dock, eine kleine, unscheinbare Metallbox mit einer Vielzahl von Anschlüssen, die Microsoft selber für EUR 109,- vertreibt. Wer bis Ende Januar 2016 ein Microsoft Lumia 950XL kauft, der kann diese sogar kostenlos bekommen, indem er über die Lumia Offers App einen kostenlosen Angebotscode abruft und dann bestellt (siehe auch dieser Artikel). Was aber bringt das nicht unbedingt günstige Zubehör denn nun wirklich?
Eines ist hier vor allem bemerkenswert: Der USB-C-Standard steckt noch in den Kinderschuhen, und so gibt es eine Vielzahl von Anbieter, die mit der Kombination Hub und Ladegerät kämpfen. Besonders im Zusammenhang mit dem Macbook 2015, das als eines der ersten Geräte USB C als Ladeanschluss und gleichzeitig einzige Schnittstelle verwendete, gab es auf den diversen Crowdfunding-Plattformen Vorbestellungs-Aktionen für Hubs. Die Herausforderung: Sowohl mit einem USB-C-Netzteil in den Hub hinein und das Gerät laden, als auch über diverse Schnittstellen Daten übertragen, und das parallel. NoNDA hat zurückgezogen, Voltus kämpft immer noch, andere haben den Ladeteil aufgegeben. Anders Microsoft: Die Display Dock schafft beides: Das mitgelieferte USB C-Netzteil wird in die Dock eingesteckt, und das beiliegende USB-C-Anschlusskabel in das Phone. Und siehe da: Es lädt.
Und nicht nur das: Auf der Rückseite befinden sich die Schnittstellen: 3xUSB, 1xDisplayPort, 1xHDMI. Über diese wird dann die Kernfunktionalität des Docks realisiert: Der Anschluss von Tastatur, Maus, Datenträgern und einem externen Display. Im Test-Setup hingen daran ein Lumia 950, ein USB-Stick, ein SUB-Dongle für eine kombinierte Tastatur und Maus und ein HDMI-Kabel an einen Dell-Monitor. Ohne Probleme: sobald die Verbindung herstestellt ist, wird die rote LED an der Dock weiss und das Bild wird auf dem Monitor dargestellt. Alle geeigneten Apps werden im Desktop-Modus dargestellt (die Drittanbieter-Apps, die nicht als Universal Apps entwickelt wurden, werden allerdings nicht in einem Fenster, sondern gar nicht angezeigt, und erscheinen im Startmenü ausgegraut):
Was leider nicht funktioniert ist die Verwendung von Touch-Monitoren (getestet mit einem Acer T232HLbmidz): Das Bild kommt problemlos an, aber die Touch-Bedienung (die unter Windows 8 und 10 durch eine USB-Verbindung zum Gerät realisiert wird) ist nicht funktional. Schade, das hätte den Einsatz noch abgerundet. ebenfalls habe ich es nciht hinbekommen, sowohl an den DisplayPort- als auch an den HDMI-Anschluss ein Display anzuschliessen und so zwei Desktops zu erhalten (wie es auf dem PC Standard ist). Das allerdings ist eine zugegeben hohe Anforderung.
Das Phone ist nebenbei noch zu bedienen: Ob nun dessen Display als TouchPad verwendet wird oder man nebenbei telefoniert oder irgendetwas anderes mit dem Gerät anstellt, die Bedienung auf dem externen Display kratzt das wenig. Sicherlich auch bedingt dadurch, dass die beiden momentan erhältlichen Continuum-Phones mit Hexa- bzw. Octacore-Prozessoren ausgestattet sind und so deutlich mehr Power haben als so manches Tablet/Netbook.
Preis:
Bei Microsoft selber für EUR 109,-. Wer bis Ende Januar 2016 ein Microsoft Lumia 950XL kauft, der kann diese sogar kostenlos bekommen, indem er über die Lumia Offers App einen kostenlosen Angebotscode abruft und dann bestellt (siehe auch dieser Artikel).
Fazit:
Die Display Dock an sich ist ein wohl durchdachtes und designtes Gerät, das seine Aufgabe ohne Fehl und Tadel erfüllt. Die Frage bleibt für mich: gibt es einen echten Anwendungsfall dafür? FÜr EUR 100,- bekommt man schon ein separates Tablet mit Windows 10 (z.B. HP Stream 7) , das am Ende die selben Aufgaben und mehr erfüllen kann. Die Portabilität mag ein Argument sein, aber wer Display Dock, Netzteil, Kabel, Tastatur und Maus mitnimmt, der hat schon fast das Volumen eines Notebooks dabei. Und wer sich ein Oberklassemodell wie das Lumia 950 oder 950XL leistet, der hat in den meisten Fällen auch noch Tablet und Notebook.
Ich bin überzeugt, dass dieses Modell in den Entwicklungsmärkten (wie übersetzt man "Emerging Markets" anders?) im Zusammenhang mit LowEnd-Geräten dazu führen kann, dass die Microsoft-Dienste auch von Anwendern verwendet werden, die sonst keinen Zugang dazu haben. Aktuell aber ist es für mich eher ein Beweis, dass die Funktionalität tatsächlich da ist.
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