Apple Watch Series 3 und die eSIM der Telekom
(29.09.2017 10:00 CET)
Die Apple Watch Series 3 mag bis auf die rote (statt schwarze) Krone nahezu identisch zum Vorgängermodell aussehen, ein signifikanter Unterschied aber ist das optionale LTE-Modul, das die Watch unabhängig vom iPhone machen soll. Über LTE kann die Watch dann autark geeignete Apps nutzen, telefonieren und Benachrichtigungen empfangen. Vorab: Das funktioniert auch in der Praxis durchaus, allerdings gibt es da einige Hürden. Selbst die Apple-Hotline ist - zumindest Stand 28.09.17 - noch nicht komplett im Bilde, das ist quasi wie ein Bet at home Gutschein.
Wann wird LTE genutzt? Wo sieht man das?
Das LTE-Modul der Watch muss über eine eSIM "geladen" werden. Dies ist das elektronische Pendant zur SIM-Karte, wie sie noch in Mobiltelefonen Verwendung findet. Aktuell wird für Deutschland nur eine eSIM der Telekom unterstützt, auch wenn das Verfahren und die Technik beispielsweise bei vodafone schon länger existieren.
Auch wenn eine Aktivierung erfolgreich war (siehe nächster Abschnitt) nutzt die Watch "immer die stromeffizienteste Verbindung". Das bedeutet in der Praxis: zu allererst wird die Bluetooth-Verbindung zum iPhone verwendet. Ist diese nicht vorhanden, dann wird eine Verbindung zu bekannten WLANs hergestellt. Und erst wenn auch das nicht erfolgreich ist, dann wird eine LTE-Verbindung hergestellt.
Dies ist nur auf zwei Arten zu erkennen: Wischt man von unten nach oben über das Display der Watch, dann befindet sich oben links die Signalstärkeanzeige und darunter der Button für die Verbindung. Erst wenn beide grün leuchten, ist eine Mobilfunkverbindung aktiv.
Wie wird LTE konfiguriert?
Auch hier gehen die Aussagen noch auseinander. Fakt ist: die eSIM ist eine MultiSIM. Das bedeutet unter anderem, dass man gegebenenfalls auf eine physische MultiSIM verzichten muss. Die Telekom erlaubt nur eine Haupt- und zwei Nebenkarten. Wer bereits wie ich drei Karten im Einsatz hat, muss über die Telekom-Hotline eine davon benennen (die Seriennummern befinden sich hinten auf den Karten), deaktivieren und durch eine eSIM ersetzen lassen. Das sieht im Konto dann so aus:
Bei der Installation der Apple Watch (IOS11 auf dem iPhone ist Pflicht!) fragt die Watch-App dann ab, ob eine Mobilfunkverbindung konfiguriert werden soll. Dies muss nicht zwingend direkt bei der Einrichtung stattfinden, sondern kann auch nachträglich über die Einstellungen in der Watch-App auf dem iPhone gemacht werden.
Dazu benötigt man den Aktivierungscode, der entweder online über den Link im Kundenkonto der Telekom (siehe oben) abgerufen werden kann, oder nach Postversand in Papierform vorliegen sollte. Dieser wird über die Kamera eingescannt, und darüber dann das eSIM-Profil von der Telekom geladen. Läuft alles glatt, dann hat die Watch nach kurzer Zeit die selbe Rufnummer wie das iPhone und kann autark genutzt werden.
Hier allerdings kommt ein ganz großes "Aber": Bisher kenne ich die eSIM so, dass der zugehörige Barcode immer wieder benutzt werden kann, zumindest ist das bei vodafone so. Die Telekom verwendet offensichtlich Einwegcodes: Einmal verwendet (und das Profil erfolgreich auf einem Gerät installiert) kann der Aktivierungscode nicht mehr abgerufen werden. Kein Problem, sollte man sich denken, dann macht man einfach einen Screenshot und verwendet diesen. Das funktioniert sachlich tatsächlich, allerdings verweigert dann der Telekom-Server die Übertragung des Profils. Und das bedeutet, dass nach einem Hardreset der Uhr (der ja immer mal wieder vorkommen kann) ein neues eSIM-Profil angefordert werden muss. Wider der Aussage des Apple Supports wird das Profil auch nicht im Backup der Watch gespeichert!
Telefonisch geht das relativ schnell: Telekom anrufen, den Wunsch äußern, dann wird die "alte" eSIM deaktiviert und nach einigen Minuten eine neue angelegt, die verwendet werden kann. Allerdings wieder nur einmal.
Die Mär von den E-Mails: Welche Benachrichtigungen werden angezeigt?
Die Aussagen sind irgendwie nicht konsistent, aber in einem 60 Minuten-Gespräch mit dem Apple-Support wurde klar bestätigt: Auch wenn das iPhone ausgeschaltet ist, kommen E-Mail-Benachrichtigungen auf der Watch an. Diese Aussage ist der Erfahrung nach schlicht und einfach falsch. Ist die Watch per WLAN oder LTE/UMTS verbunden, das iPhone aber im Flugmodus, dann kommt gar nichts an außer Anrufen und iMessages. Das ist aus dem Bauch nicht unlogisch, müsste doch die Watch ganz eigenverantwortlich Mails abfragen, was in irgendeiner Form die zugehörigen Zugangsdaten zu einem Fremdserver (bei mir Office 365) erfordern würde. Nun läge die Vermutung nahe, dass zumindest e-Mails eines iCloud-Accounts autark auf der Watch ankommen, aber auch das ist nicht der Fall. Öffnet man den Posteingang auf der Watch und lässt diesen aktualisieren, dann läuft dieser Prozess ins Leere und endet mit dem "iPhone getrennt"-Symbol.
Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber komplett autark ist die Series 3 damit nicht. Keine Frage, auch die schon verfügbaren Android Wear Watches mit SIM/eSIM sind es nicht, offensichtlich aber ist selbst der Apple-Support nicht auf dem richtigen Informationsstand... was in meinem Fall zu einem 90-minütigem Telefonmarathon führte, der am Ende umsonst war.
Tatsächlich ist es so, dass bei Verbindung des iPhones mit dem Internet (egal, ob über WLAN oder Mobilfunk) die Benachrichtigungen wunderbar durchkommen. E-Mails, WhatsApp, Facebook, Messenger, kaum hat das iPhone sie empfangen, finden sie den Weg über iCloud auf die Apple Watch Series 3.
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