Samsung Omnia II i8000

Geschrieben von (26.10.2009 00:00 CET)

Nach den ersten vorsichtigen Gehversuchen auf dem Windows Mobile Markt, Lehrgeld in Form von harscher Kritik an Akkuleistung und Formgebung und dem trotzdem offensichtlich vorhandenen Willen, an der Plattform festzuhalten hatte Samsung im vergangenen Jahr eine Sternstunde: Das Samsung Omnia SGH-i900 konnte sich auf Anhieb in die Herzen der Anwender katapultieren, die Netzbetreiber unterstützten es und am Ende war es gar das erste Windows Mobile-Gerät seit langer Zeit, das den Weg ins Fernsehen fand. Umso mehr Spannung herrschte, als mit dem Omnia II der offizielle Nachfolger angekündigt wurde.

Beim Kauf sei ein wenig Vorsicht angeraten, wenn es sich nicht um einen deutschen Händler handelt: Einige Geräte kamen vorab noch mit Windows Mobile 6.1 auf den Markt, das Gros allerdings – als eines der ersten Seriengeräte – mit Windows Mobile 6.5.

Aussehen, Haptik und Hardware
Samsung hat sich entschieden, den dem iPhone sehr nachempfundenen Look des ersten Omnia abzuschwören und stattdessen den momentan so beliebten Klavierlack-Look vieler Hersteller zu übernehmen. Dem fiel unter anderem auch der Chrom-Rahmen um das Display zum Opfer, in der Theorie ein herber Verlust, ist das Omnia II damit nun doch komplett aus Plastik. Überraschung Teil 1: Das macht nichts!

Ich habe selten ein Windows Mobile-Gerät in der Hand gehabt, das einen solch wertigen und kompakten Eindruck macht wie das Samsung Omnia II. Der Grund dafür ist schwer zu beschreiben: Zum einen ist das Gehäuse von der Wirkung alles andere als billig. Ob nun hochglänzend oder nicht: Es wirkt edel und widerstandsfähig, zieht natürlich Fingerabdrücke an, wirkt dabei trotz seiner Größe aber nicht unangenehm.

Von den Tasten her ist das Omnia II wirklich minimalistisch: Gespräch annehmen, Gespräch beenden sind jeweils mit einer Taste repräsentiert, dann in der Mitte die bei den neuen Samsung-Geräten verwendete „Diamant-Taste“ für den Zugriff auf das eigene Menü, an der Seite dann Lautstärke und Standby, das war es aber auch schon. In der Anwendung allerdings braucht man auch nicht wirklich mehr, denn die Oberfläche, die Samsung über Windows Mobile 6.5 gelegt hat, ist so fingerbedienbar, dass quasi alles ohne Tasten bedienbar ist... dazu später mehr. Wie beim Omnia I hat Samsung keinen Stift integriert, sondern einen ausziehbaren Stift beigelegt, der in der Praxis aber kaum Verwendung finden wird.

800MHz – wer hätte das vor einigen Monaten noch gedacht – sind für ein Windows Mobile-Gerät in Zeiten der 1GHz-Prozessoren fast schon langsam. Aber eben auch nur fast! Es gibt wenige Geräte, die schon in der ersten Version, ohne unterstützendes ROM.-Update nahezu ruckelfrei bedienbar sind, das Omnia II ist aber eines von ihnen. Das Schnippen, Tippen und Schieben mit den Fingern auf dem Display ist ein wahrer Augenschmaus, so schnell und ruckelfrei funktioniert es - Ausnahme: tief innerhalb der Menüs der eigenen Samsung-Oberfläche "jet" (siehe unten)..

Auf Grund der mit 12mm doch relativ geringen Dicke hat Samsung den Weg hin zum microUSB-Anschluss gewagt. Adaptierbar für diejenigen, die miniUSB-Zubehör haben, und in jedem Fall besser als der proprietäre Stecker des Vorgängers. Was die Multimedia-Anwender freuen wird: Ein 3.5mm Kopfhöreranschluss ist auch mit an Bord, normale Kopfhörer können also verwendet werden (auch wenn die beiliegenden durchaus nicht schlecht sind). Und da machen auch die integrierten 8GB Speicher Spaß, die man fröhlich mit Musik und Filmen auffüllen kann, und bei Bedarf einfach noch mit einer microSD-Karte einfach erweitern kann.

UMTS/HSDPA, Bluetooth, WLAN, eine 5 Megapixel Digitalkamera mit LED-Blitz plus eine Frontkamera für Videotelefonie, der Neigungssensor, der das Display in den richtigen Situationen dreht bzw. den Anrufer beim Drehen des Gerätes auf das Display ruhig stellt und ein GPS-Empfänger runden die Ausstattung ab.

Das GPS allerdings sorgt wie beim Vorgänger bei einigen Anwendern für Frust: Unter Google Maps funktioniert es klaglos und schnell, in anderen Navigationsanwendungen kommt es zu Problemen.

Das Display und die Konsequenzen
Ein Wort: Hallelujah! Schon im Vorfeld war klar, dass das Omnia II ein WVGA-AMOLED-Display (active matrix organic light emitting diode) mit 800*480 Bildpunkten mitbringen würde. Auf Grund der Technik war zu erwarten, dass es extrem kontrastreich und hell sein würde. Überraschung Teil 2: Mehr als das! In den vielen Jahren, in denen ich mich mit mobilen Geräten beschäftige, habe ich noch kein so klares, helles, kontrastreiches Display gesehen wie das des Samsung Omnia II.

Egal, welche Umgebungslicht-Situation, unabhängig vom Blickwinkel, das Display ist hervorragend.

Die Konsequenz daraus ist natürlich ebenfalls wichtig: AMOLED-Displays sind deutlich stromsparender als normale Displays, und so schafft das Samsung Omnia II bei meiner normalen Anwendung (Dauer-UMTS-Verbindung zum Exchange, starke Nutzung für Termine, Kontakte und zum Surfen) deutlich über zwei Tage, obwohl der 1440mAh-Akku nicht extrem groß bemessen scheint.

Einziges Manko: Als resistives Display hat man zumindest am Anfang das Gefühl, dass der Daumen beim Schieben durch Menüs „haken bleibt“, dieser Effekt lässt aber mit der Zeit nach.

Die Oberfläche
Hier ist für mich der Punkt gekommen, an dem die Begeisterung nachlässt, für den einen oder anderen aber wahrscheinlich der gegenteilige Effekt auftritt. Samsung hat einen ähnlichen Weg gewählt wie HTC und mit der „Jet“-Oberfläche eine komplett eigene Bedienoberfläche über Windows Mobile 6.5 gelegt. Der Anwender hat dann die Wahl, ob er die mittlere Hardwaretaste drückt und in das Jet-Menü wechselt oder durch Tippen auf den oberen linken Teil des Displays in das Windows Mobile 6.5-Startmenü. Alles, was darunterliegt aber ist extrem an Jet angepasst, es ist kaum noch etwas von Windows Mobile selbst zu sehen. In der Summe ist kaum noch zu unterscheiden, ob es sich um ein Samsung-eigenes, ein Samsung Android- oder ein Samsung Windows Mobile-Gerät handelt, die Oberflächen ähneln sich extrem.

 

 

Für den Anwender bleibt so verborgen, welches Betriebssystem sein Gerät nun verwendet, lediglich einige Funktionen und vorinstallierte Anwendungen und die art der installierbaren Zusatzanwendungen unterscheiden sich.  Wer dies mag, wird gut bedient, wer auch nach außen zeigen will, dass er ein Windows Mobile-Gerät verwendet, der findet wenig Chancen dazu.

Dies abgehakt macht das Samsung Omnia II eine Menge Spass. Die Gestaltung und Farbwahl der Oberfläche des Gerätes ist ganz eindeutig auch auf die Ausreizung des Displays ausgerichtet: Kräftige Farben, kontrastreiche Darstellung, alles erinnert ein wenig an eine Neon-Leuchtreklame. Das erscheint erst einmal kein Kompliment, soll es aber sein. Wer das Omnia II in der Hand hält und einen Blick auf das Display zulässt, der kann sich schon mal auf Fragen und Blicke einstellen. Es mag nicht der professionellste Eindruck sein, aber in der Kombination des hervorragenden Displays mit der Farbgebung ein Hingucker.

 

Und die Menüstruktur, die Samsung verwendet, ist natürlich nicht nur schön anzusehen, sondern dabei auch funktional. Auch Umsteiger von anderen Plattformen kommen schnell und ohne Wälzen eines Handbuches an die gewünschten Funktionen.

An der einen oder anderen Ecke würde man sich schnellere Reaktionen auf  Benutzereingaben wünschen, manchmal scheint es, dass die „Jet“-Oberfläche zu mächtig ist, was aber eben nicht an Windows Mobile 6.5 als Basis darunter liegt.

Preis:

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Fazit:

Ganz unvoreingenommen: Das Samsung Omnia II i8000 ist ein tolles Gerät, das für den Normalanwender Spass macht. Wer Wert auf seine (unter Windows Mobile 6.5 ja von Haus aus deutlich fingerorientiertere) Windows-Oberfläche legt, der sollte sich allerdings vorher überlegen, ob das Gerät das richtige für ihn ist... mir als eher auf Effizienz denn auf bunte Oberflächen ausgerichtetem Benutzer ist es über weiter Strecken zu verspielt.

Die offensichtlichen Mängel wie die Performance in den Menüs und die GPS-Problematik stören, allerdings nicht so sehr, dass sie ein Showstopper wären. Hier bleibt zu hoffen, dass Samsung mit einem ROM-Update nachlegt.

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