Achtung: Leider nötiger Disclaimer: Alle hier beschriebenen Tricks
sind natürlich auf eigene Gefahr durchzuführen, ich übernehme keine Haftung!
Ich erinnere mich noch gut an den Oktober 2005, als uns in Seattle eine erste sehr release-nahe Version von
Windows Longhorn gezeigt wurde. Ein neues Betriebssystem, ein Augenschmaus, ein grafischer Leckerbissen. Ganz "nebenbei"
auch ein großer Schritt in Richtung Sicherheit: Nicht nur der Internet Explorer 7 mit seinen diversen Phishingfiltern
(gegen das Ausspähen von Daten/Passwörtern) und Sicherheitseinstellungen, aber auch im System selbst
viele Mechanismen, die den Benutzer vor versehentlichen oder durch Malware verursachten Programmausführungen
und Änderungen im System schützen. Nun hat es noch mal anderthalb Jahre gedauert, der Codename Longhorn
ist dem offiziellen Namen "Windows Vista" gewichen, und in ein paar Tagen kann auch der Privatkunde in
den Genuss des neuen Systems kommen (für Firmenanwender und Entwickler ist der RTM/Ready to Manufacture, also
die endgültige Version, schon seit einigen Wochen verfügbar).
Macht der Umstieg Sinn?
Man muss hier sehr fein unterscheiden. Ich habe am Neujahrstag auf meinem kleinen Notebook das Update von XP
Pro auf Vista gemacht, und wenn ich ehrlich bin, mit einigen Magengrimmen. So recht glauben wollte ich nicht, dass
das alles funktionieren würde... Gefehlt. Nach mehreren Stunden (weil Vista eben über ein komplett installiertes
XP "gebügelt" wurde) war das System bereit zur Nutzung. Während des Upgradeprozesses wird das
System überprüft und potentielle Risiken aufgezeigt.
So war beispielsweise die Grafikkarte nicht Aero-tauglich. Aero, die erweiterte Benutzeroberfläche, die mit
vielen grafischen Besonderheiten aufwartet, wie transparenten Fenstern (hinter der Titelleiste sieht man die dahinterliegenden
Elemente durchschimmern), Animationen, etc. Dazu gehört auch Flip 3D, ein "Echtzeit-Taskmanager".
Statt mit Alt-Tab kann man durch gleichzeitiges Drücken der Windows-Taste und der Tab-Taste durch einen Stapel
mit Echtzeitansichten der laufenden Programme navigieren, läuft im Mediaplayer beispielsweise ein Film, dann
sieht man diesen in der Voransicht weiterlaufen, etc.
Viele Geräte haben mittlerweile einen Aufkleber "Designed for Windows XP/Vista Capable" oder
"Designed for Windows XP/Vista Premium Ready". Vista Capable bedeutet, dass die (Zitat) "Basic Experience"
von Vista funktioniert. Diese garantiert alle Funktionen bis auf Aero. Vista Premium Ready bedeutet, dass auch
die erweiterten Funktionen wie eben Aero laufen können. Verlassen darauf darf man sich nicht: Mein neues LG S1-MDGDG war nur Capable, den Leistungsdaten (und der Installation) nach aber Premium Ready.
In der Summe sind es die Hardware-Anforderungen, die Aero laufen lassen oder eben nicht: Mindestens 1GHz Prozessor,
mindestens 1GB RAM, mindestens eine Grafikkarte mit 128MB (wobei dies wirklich Mindestanforderungen sind, die man
besser übertreffen sollte!). Die Grafikkarte, und da schließt sich der Kreis zu meiner ersten Installation,
muss dedizierten Grafikspeicher haben, also wirklich eigenen Speicher und nicht, wie es bei vielen Notebooks üblich
ist, Shared Memory (bei dem Hauptspeicher für die Grafik reserviert wird). Dazu müssen die Treiber dem
WDDM (Windows Device Driver Model) genügen. Diese neue Architektur ermöglicht die Anpassung der grafischen
Darstellung an die Hardwareausstattung des verwendenden PCs. Dies ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, momentan
muss man noch darauf achten, dass die Grafikkarte von Vista direkt unterstützt wird oder vom Hersteller WDDM-konforme
Treiber angeboten werden (wie beispielsweise von ATI).
Zurück zur Installation: Man muss davon ausgehen, dass Vista einiges an Programmen und Treibern anmeckert
und als nicht kompatibel bzw. funktionierend benennt.
Bei mir waren es vor allem die Toshiba-Bluetooth-Treiber (kein Problem, Windows nutzt seinen eigenen Bluetooth-Stack
ohne Probleme), Sound- und Grafikkartentreiber, etc. All dies führte zu keinem Problem, da Vista interne Treiber
(ohne große funktionale Einbußen) automatisch installierte.
Unschöner ist die Situation bei Programmen: Beim Update werden die meisten gerätespezifischen Programme
übernommen, beim ersten Start kommt eine Warnmeldung, dass es bekannte Kompatibilitätsprobleme gäbe
und man kann auswählen, ob man den Programmstart trotzdem durchführen möchte. Am Beispiel der Software
für meinen Officejet 7410 (WLAN-Multifunktionsgerät von HP) ging dann aber tatsächlich nichts. Ein
Reinstallation der Software brachte das gewünschte Ergebnis und alle Funktionen konnten genutzt werden....
soweit, so gut. Die selbe Installation auf einem frisch aufgesetzten Vista (eben nicht als Update) war deutlich
unschöner: Zum einen wurde das Betriebssystem nicht erkannt (klar, weil Vista bei Erstellung des Treiberpakets
noch nicht existierte), schlimmer aber: Die Installation scheiterte angeblich daran, dass ich nicht als Administrator
angemeldet war (was ich natürlich war).Ein Problem, das sich leider nicht lösen ließ.
Zweites Beispiel: Mein Chipkartenleser für das Onlinebanking wurde beim Update ohne Probleme anerkannt, nur
die entsprechenden bankspezifischen Downloads wollten sich partout nicht installieren lassen. Auf einem frisch
aufgesetzten Vista brach selbst die Installation ab (Update: ein Betatreiber für Vista vom Hersteller löste
das Problem).
Man kann nur abwarten, bis die Hersteller ihre Programme und Treiber auf Vista-Tauglichkeit aktualisiert haben.
Das bringt nur demjenigen wenig, der bestimmte Anwendungen benötigt und diese nicht zum Laufen bekommt.
Meine Lösung: eine Dual-Installation von XP auf einer Partition und Vista auf einer zweiten, um für
solche Dinge XP booten und die Anwendungen laufen lassen zu können. Zugegeben: Es gibt schöneres...
Zurück zu Aero: Irgendwie will man ja doch auch an den grafischen Spielereien Teil haben, und so habe ich
den Kauf eines neuen Notebooks ein wenig vorgezogen. Das LG S1-MGDG ist mit seinem 2.0GHz Dual Core-Prozessor,
2GB RAM, einer ATI X1600 VGA mit 256MB "echtem" Speicher und 256MB Hypermemory spannenderweise nur als
"Vista Capable" eingestuft... nach der Installation gab Vista allerdings einen Gesamtleistungswert (der
sich immer an der schwächsten Einzelbewertung orientiert) von 4.5 (von 5) an. :-D
Eine der großen (und im Zusammenhang mit Kompatibilität nicht unproblematischen) Neuerungen bei Vista
ist die Benutzerzugriffskontrolle (UAC, User Access Control). Für alle Eingriffe ins System. Wird der Benutzer
durch einen Dialog aufgefordert zu bestätigen, dass dieser Eingriff von ihm initiiert wurde und gewollt ist.
Das hat den Vorteil, dass der Schutz vor Malware bereits im System verankert ist, kein Programm kann "heimlich"
etwas im System ändern, ohne dass der Benutzer es bemerkt und autorisiert. Dummerweise gibt es auch Installationen
(bei mir das ActiveX-Steuerelement meiner Bank zum Login zum Chipkartenbanking), die damit nicht klar kommen und
auch nach Bestätigung der Installation ohne Fehlermeldung meinen, nicht installiert zu sein. Hier bleibt nur
das temporäre Ausschalten der UAC (Start, alle Programme, Zubehör, Ausführen, msconfig, dann unter
"Tools" recht weit unten "Benutzerzugriffskontrolle .... einschalten/ausschalten". Bei solchen
Eingriffen in das Vista-Sicherheitskonzept unbedingt darauf achten, nach Installation die Sicherheitsstufe wieder
hoch zu setzen!).
Wer darauf angewiesen ist, ältere Software zu installieren (in meinem Fall Corel Draw 10, diese Version
reicht mir, und eine Anschaffung der X3-Version macht vom Kosten-/Nutzen-Faktor her keinen Sinn), der kann dies
auch tun, wenn der Installer abbricht, weil er das Betriebssystem als "nicht erlaubt" erkennt: Klickt
man auf eine EXE-Datei, dann kann unter den Eigenschaften im Reiter "Kompatibilität" ein Haken bei
"Programm im Kompatibilitätsmodus..." gesetzt werden. Somit wird dem Programm vorgegaukelt, es liefe
unter Windows XP, und in den meisten Fällen kann die Installation dann durchgeführt werden. Manko dabei:
eine geordnete Deinstallation ist damit meist nicht möglich, denn diese nutzt die Setup-Routine und erkennt
ebenfalls ein nicht zugelassenes OS, hier gibt es aber keine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen.
In jedem Fall sollte vor jeder Installation eines älteren oder potentiell kritischen Programms ein manueller
Wiederherstellungspunkt gesetzt werden (Start, Systemsteuerung, System, Computersicherheit), um nötigenfalls
wieder einen stabilen Systemzustand vor der Installation herstellen zu können.
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