HTC HD2
Geschrieben von Andreas Erle (14.12.2009 00:00 CET)
Sammlung von Tipps und Tricks für den HD2
Viel ist bisher über das Gerät geschrieben worden, vom viel zu großen Surftablett bis hin zur eierlegenden Wollmilchsau der Windows Mobile-Geräte war das gesamte Spektrum aller möglichen Bewertungen zu lesen. Nach fast einer Woche exklusiv mit dem Gerät kann eines vorweg genommen werden: Der HTC HD2 ist mit Sicherheit das bedienbarste, schnellste und ansprechendste Windows Mobile-Gerät, das es bisher auf dem Markt gibt.
Wer die Befürchtung hat, dass der HD2 zu gross ist, der kann beruhigt sein: Kein Vergleich mit dem riesigen Toshiba TG01, das trotz eines kleineren Displays auf Grund der großen, ungenutzten Fläche außen herum größer scheint, und marginal größer als ein iPhone. In der Summe also durchaus ein großes Gerät, aber eines, das genau noch im Bereich des Handhabbaren, bequem Benutzbaren liegt.
Ich habe bisher noch kein Gerät gesehen, das so ruckelfrei eine Bildschirmdrehung durchführt wie den HTC Touch HD2. Dreht man das Gerät in bestimmten Anwendungen, dann ist es ja mittlerweile fast schon Standard, dass sich die Darstellung auf dem Display ebenfalls dreht. Meist aber geschieht dies mit einem Rück (Display wird zurückgesetzt, Darstellung im Querformat dargestellt). Beim HD2 drehen sich die verschiedenen Bildschirmbereiche separat und animiert, und zwar so flüssig, dass allen, die dies bisher gesehen haben, die Sprache wegblieb. Diese Performance setzt sich natürlich auch beim Navigieren in den Menüs fort: TouchFLO 3D ist absolut ruckelfrei und butterweich, egal, ob man zwischen Reitern wechselt oder in einem Reiter rollt.
Das WVGA-Display (800*480) ist zwar kein AMOLED-Display, wie es das Samsung Omnia II mitbringt, kommt diesem aber von seiner Schärfe, Brillanz und Sichtbarkeit schon sehr nah. In Verbindung mit der schieren Größe (4.3 Zoll sind Rekord bei mobilen Geräten dieser Art) kann man sich sicher sein, ungläubige Blicke zu ernten, auf der anderen Seite aber umfassend mobil arbeiten zu können: Sonne, Dämmerung, Kunstlicht: egal! Das Display ist hervorragend lesbar.
Die Tatsache, dass ein kapazitives Display verwendet wurde, sorgte für einigen Wirbel: Dem Vernehmen nach sollte die damit mögliche Multitouch (die gleichzeitige Erkennung und Verarbeitung von mehreren Berührungen auf dem Display) für eine spätere Version von Windows Mobile aufgespart werden, in Windows Mobile 6.5 ist sie noch nicht systemseitig integriert. HTC hat dafür selbst in die Trickkiste gegriffen und die Funktionalität eingeführt/programmiert.
Das führt dazu, dass in verschiedenen Anwendungen (Opera-Browser, Foto-Album) eine Vergrösserung und Verkleinerung der angezeigten Bildausschnitte möglich ist, indem man Daumen und Zeigefinger auflegt und den Zeigerfinger dann vom Daumen weg (zum Hereinzoomen) oder zum Daumen hin (zum Herauszoomen) bewegt.
Wen die Einschränkung auf wenige Applikationen zu wenig ist, dem sei Zooomer ans Herz gelegt: Das Programm fügt die Funktionalität auswählbaren Programmen hinzu und kann kostenlos hier heruntergeladen werden.
Große Geräte laufen schnell Gefahr, "billig" zu wirken, und das ist der zweite - für mich positiv überraschende - Fakt beim Touch HD2: Er wirkt absolut wertig. Verarbeitung, die Rückenplatte, die aus mattgrauem Metall ist, der schmale Rand um das Display, die leicht abgerundete Form, auch das Gewicht, all das so genau richtig schwer erscheint, ein Gesamteindruck, der bisher von keinem Gerät jedweder Plattform so erreicht wurde. Nicht einmal – und der Vergleich, so sehr er mittlerweile abgegriffen ist, wird geradezu herausgefordert – vom iPhone. Zwei kleine Schönheitsfehler trüben subjektiv den positiven Gesamteindruck der Hardware:
Zum einen hat HTC die beleuchteten Sensortasten des Vorgängers abgelöst durch eine Leiste mit fünf Plastiktasten, vergleichbar der der HTC Touch2. Für mich persönlich war exakt diese Art der Tasten einer der Gründe, warum ich das Gerät billig fand. Beim HD2 fällt diese Aussage im Gesamtbild schwer, nichts desto Trotz hätten ihm die planen Sensortasten deutlich besser zu Gesicht gestanden.
Zweiter Negativaspekt: HTC hat die Umrandung der Linse der Digitalkamera passend zur Batterieabdeckung in Alu gestaltet, matt anthrazit außen, mit einer silbernen (alufarbenen) Kante innen. Diese Kante ist nicht gefärbt, sondern gefräst, und rasiermesserscharf. Vorsicht beim Darüberstreichen mit dem Finger beim Reinigen der Linse!
Design ist eine Frage des Geschmacks und damit schwer zu bewerten, in diesem Fall aber hat das Design Auswirkungen auf die Nutzbarkeit: Dadurch, dass die Linse mit ca. einem Zentimeter Querschnitt das einzig erhabene Teil des Rückens des HD2 ist, bleibt das Gerät nicht plan liegen. Wer mit auf dem Rücken liegenden Gerät tippen möchte, der kämpft automatisch damit, dass das Display hin- und herwackelt.
Hinzukommt, dass sich dieser Teil des Gerät förmlich anbietet, zu vermacken und unansehnlich zu werden. Dies aber wird nur die Zeit zeigen.
In der Summe ist der HTC HD2 ein Gerät, das mit der Zeit wächst. Nicht nur mir ist es so gegangen, auch die Rückmeldung mehrerer Kollegen war ähnlich: Am Anfang ist das Gerät ein nettes, ansehnliches, großes Biest, das ein Hingucker ist, aber auch einige Befürchtungen für den Praxisbetrieb auslöst: Größe und Gewicht – obwohl nur subjektiv Befürchtungen erweckend statt objektiv beeinträchtigend – verunsichern in den ersten Momenten. Nach wenigen Stunden Benutzung aber merkt man, dass die Befürchtungen absolut gegenstandslos sind, der HD2 liegt gut in der Hand, lässt sich unauffällig in Hemd- oder Hosentasche transportieren... und spätestens ab diesem Moment fängt man an, richtig Spass zu haben.
HTC hat für den HD2 als erstem Gerät HTC Sense, die Weiterentwicklung von TouchFLO 3D, integiert. Im Gegensatz zum HTC Hero, der als erster in den Genuss der neuen Benutzeroberfläche kam, stehen hier keine frei belegbaren Register zur Verfügung, sondern nur 9 Plätze unter der Wetter/Termin Info auf dem Startbildschirm, dafür wurde allerdings die Verknüpfungs-Seite als Tab, wie sie vom „alten“ TouchFLO 3D bekannt ist, herausgelassen worden.
Deutlich aufgefrischt wurde allerdings die Startseite: Die Wetterdarstellung ist animiert (siehe Video unten) und zeigen nicht nur im limitierten Platz der Uhr, sondern gleich auf dem gesamten Bildschirm wunderschön an, wie das Wetter gerade ist. „Gerade ist“ im Sinne von einer automatischen Bestimmung des Standortes und der Wettervorhersage für genau diesen Ort. Parallel dazu kann problemlos in einem separaten Tab bestimmt werden, welche Städte noch mit einer Wettervorhersage versehen werden sollen. (Wer sich auf die Suche macht: Die Wetteranimationen können manuell ausgelöst werden, wenn man auf der Startseite Menü -> Wetterdemo auswählt, kommen sporadisch automatisch und immer dann, wenn man ein Programm beendet und wieder auf die Startseite zurückkehrt).
Die Wettervorhersage wird parallel dazu auch in den Terminen angezeigt.
Wer lieber einen animierten Hintergrund seiner Startseite hat statt der Wetteranimationen, der wählt einfach auf der Startseite Home Hintergrund -> Animierter Hintergrund und wählt einen der drei vordefinierten animierten Hintergründe aus. Bitte aber nicht wundern, dass keine Wetteranimationen mehr angezeigt werden... :-D
Ebenfalls gehört zu HTC Sense die Geotagging-Applikation „Footprints“: Lange angekündigt (und beim HTC Hero das erste Mal eingesetzt) führt dieses auf den ersten Blick eher unscheinbare Programm alles zusammen, was einen Ort ausmacht. Man stelle sich folgende Situation vor: Mit dem Auto unterwegs im Urlaub findet man durch Zufall DIE Traumbucht: abgelegen, feiner Sand, keine Menschenseele weit und breit und ein Parkplatz direkt hinter der Düne. Was macht man in einem solchen Fall? Karte rausholen, grob abschätzen, wo man gerade ist, und dann hoffen, dass man den Ort noch mal findet. Mit HTC Footprint geht das alles viel einfacher. Man sucht sich eine passende Kategorie in der Menüleiste aus (z.B. „Freizeit“) und tippt auf „Neuer Footprint“. Parallel startet nun intern die Kamera, damit man ein repräsentatives Foto aufnehmen kann und der Hero bestimmt über das GPS die Position. Ist beides abgeschlossen, dann sind bereits das Bild, der Ort als Name (aus der Position bestimmt), der Längen- und Breitengrad, eine Kartenansicht aus Google Maps in den Footprint aufgenommen. Dazu können dann noch Sprachnotizen und geschriebene Notizen aufgenommen werden.
Um später diesen Ort wiederzufinden, kann man sich diesen anhand der Positionsinformationen direkt in Google Maps anzeigen lassen, in Verbindung mit der aktuellen Position ist es dann ein Leichtes, sich dorthin zu orientieren.Wer Footprint als Urlaubs- oder Reisedokumentation nutzt, der wird sich über die Exportmöglichkeit ins KML-Format und damit direkt in Google Earth freuen: Schnell kann man auf der grossen Satellitenkarte einen Ort markieren und darstellen
Der HTC HD2 besitzt eine 5 Megapixel-Kamera mit doppeltem LED-„Blitz“, damit eigentlich optimale Voraussetzungen für eine taugliche Bildqualität. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Autofocus mit dem Finger verändert werden kann: Normale Kameras wählen sich nach festen Algorithmen das Objekt im Bildausschnitt, auf das scharf gestellt werden soll, aus und focussieren darauf. Beim HD2 kann der Benutzer selbst diese Auswahl „überstimmen“, ein Tippen auf das Objekt im Bildausschnitt, das scharf sein soll, wählt es aus. Vom Grundsatz her sind die Bilder der Kamera auch gar nicht so schlecht, wenn... ja wenn da nicht dieses Rosa-Problem wäre.
Momentan gibt es keine offizielle Aussage dazu, nur Gerüchte. Fest steht aber: Bei keinem der ca. 15 HD2, die ich im Bekannten- und Besucher-Kreis habe (gemischt aus HTC-, O2- und T-Mobile-Geräten) kommt folgendes Problem NICHT vor:
In der Mitte des Bildausschnittes haben alle Bilder eine leichte Rosa-Färbung, im Internet auch gerne „Pink Spot-Effect“ genannt. Je nach Umgebungslicht-Situation und Einstellung des Weissabgleiches ist dieser mal mehr, mal weniger sichtbar. Folgendes Bild zeigt eine eigentlich plan weisse Wand:
Kommen wir zu den „offiziellen“ Aussagen: eine ist, dass es sich definitiv um ein Hardwareproblem handelt, die Aussage wird HTC selbst zugeschrieben, allerdings ist sie nicht offiziell bestätigt. Die deutsche Presseagentur antwortet „... ein Softwareproblem einiger weniger Geräte...“ was unlogisch ist, denn a) haben alle Geräte eines Herstellers das selbe ROM und damit die selbe Software und b) ist die Aussage „einige wenige“ relativ, wenn bei einer Stichprobe bei Geräten unterschiedlicher Quellen 100% der Geräte das Problem mitbringen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer den HD2 als Digitalkamera-Ersatz verwenden möchte, der sollte sich dies zumindest solange überlegen, bis es eine Aussage über die Ursache des Fehlers und die möglichen Behebungsmöglichkeiten gibt.
Meine persönliche Meinung: Dieses Problem ist schon bei den ersten Geräten berichtet worden... dass es dann nicht behebbar war, bis die endgültige Lieferung an die Distributoren ging, ist schwer verständlich und subjektiv nur als „Mitnahme des Weihnachtsgeschäftes“ zu deuten. Schade, dass ein so hochwertiges Gerät damit einen Makel hat, der den einen oder anderen Anwender vom Kauf abschrecken wird.
Ergänzung: Hier gibt es ein offizielles Update, das das Problem weitestgehend behebt.
Beglückwünschen kann man HTC dazu, dass sie beim HD2 einen 3,5mm-Kopfhöreranschluss verwenden und damit die Nutzung normaler Kopfhörer zulassen. Auch wenn das beiliegende Headset nicht allzu schlecht ist, lieber nutze ich meine beyerdynamic MMX-100, die sowohl als Stereo-Headset als auch als Freisprecheinrichtung wunderbar funktionieren.
Für weniger Begeisterung sorgt bei einigen Anwendern die Wahl des Sync-Anschlusses, der auf den ersten Blick proprietär scheint. Genauer betrachtet aber ist es ein microUSB-Anschluss, wie der bei allen möglichen mobilen Geräten (u.a. Nokia N97, Motorola Droid/Milestone etc.) „normal“ geworden ist. Wer sich jetzt darüber ärgert, dass er sein miniUSB-Zubehör nicht mehr verwenden kann, der sei beruhigt: im Fachhandel und im Internet gibt es für wenig Geld Adapterstecker von mini- auf microUSB.
Ob es nun das iPhone 3GS war, das mit seinem integrierten Kompass zu punkten versuchte, oder die Anforderungen, die dem Vernehmen nach Microsoft an Windows Mobile 7-Geräte richtet, auch der HTC HD2 hat einen digitalen Kompass... der eine ähnliche Qualität hat. Soll heissen: Man richte sich nach Norden aus, drehe sich um 180 Grad, erwarte dann aber bitte nicht, dass der Kompass Süden anzeigt... :-D
Das Telefon ist im direkten Vergleich zum Vorgänger ein wenig stärker in der Empfangsleistung, auch in den neuralgischen Ecken, wo das vodafone-Netz mit dem einen oder anderen Gerät schon mal Probleme hat, bleibt die Verbindung problemlos bestehen.
Die Sprachqualität ist hervorragend, ob nun über den Hörer selbst oder über die integrierte Freisprecheinrichtung.
WLAN und Bluetooth sind ebenfall bar jeder Kritik. Ersteres aber wird noch durch eine Zusatzfunktion unterstützt, die den Notebook-Nutzer freuen dürfte: Mit wenigen Tastendrücken ist der HD2 zum vollwertigen WLAN-Router umgebaut. Das Notebook kann dann die Verbindung aufbauen, indem es sich mit dem vom HD2 eingerichteten WLAN verbindet. Eine WEP-Verschlüsselung sorgt zumindest für rudimentären Schutz.
Im Vorfeld waren einige Befürchtungen laut geworden, dass der 1230 mAh-Akku viel zu klein dimensioniert sei, und einige Testberichte schrieben von „nicht mal einem Tag Laufzeit“. Logisch irgendwie, denn ein so grosses Display muss ja Strom fressen. In der Praxis bin ich einmal mehr überrascht: Mit meinem Standard-Setting von einer stehenden UMTS/HSDPA-Verbindung zum Exchange, moderatem telefonieren, häufiger Nutzung als Kalender und Adressbuch, kaum WLAN-Einsatz und Bluetooth während der Autofahrten komme ich auf zwei Arbeitstage. Für ein Smartphone ein guter, für eines mit einem solchen Display meiner Meinung nach ein hervorragender Wert!
Fazit:
Ist nun der HTC HD2 das „beste Windows Mobile-Gerät“? Aus Verbrauchersicht ohne Frage, und ich würde sogar die Relativierung auf Windows Mobile weglassen. Aus meiner Sicht gibt es momentan kein Gerät, das so leistungsfähig, so bedienbar und so begeisternd ist. Und selbst mir sonst bei Bugs eher knatschigem Tester ist da dann sogar der Rosastich der Kamera egal.
Für den Anwender fällt nicht auf, dass es sich hier um ein Windows Mobile-Gerät handelt... und das wird auch die Kritiker der Plattform ein Stück weit zufriedenstellen. Meine Meinung – und darauf gehe ich in einem separaten Blogpost ein – ist ein wenig differenzierter, für den Endanwender aber zählt die Bedienbarkeit. Und hier punktet der HTC HD2 ohne Frage so stark, dass es kaum einen Anwender geben dürfte, der sich daran nicht begeistern kann.